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Wohl, den Schutz der Gesetze und die Ehre Gottes besorgt war. Er sagte daher die Gewährung der Bitte zu und drückte dem Petronius brieflich seine Zufriedenheit darüber aus, dass er das Heer zusammengebracht und ihn betreffs des gegen die Juden einzuschlagenden Verfahrens um Rat gefragt habe. 301 „Sollte nun,“ so fuhr das Schreiben fort, „die Bildsäule schon errichtet sein, so entferne sie wieder;[1] hast du sie aber noch nicht aufgestellt, so mache dir deshalb keine weitere Mühe, sondern entlasse das Heer und schicke dich an, meinen sonstigen Aufträgen nachzukommen. Ich habe nämlich beschlossen, von der Errichtung der Bildsäule abzusehen, und zwar aus Gefälligkeit gegen Agrippa, den ich zu hoch schätze, als dass ich seine Wünsche und Bitten unerfüllt lassen sollte.“ 302 So schrieb Gajus an Petronius, freilich ehe er den Brief gelesen hatte, in welchem es hiess, dass die Juden wegen des Standbildes in Aufruhr geraten und offenbar zum Kriege gegen die Römer bereit seien. 303 Als er aber diesen Brief erhielt, erzürnte er aufs heftigste, als hätten die Juden seine Macht auf die Probe zu stellen gewagt. War er doch ein Mensch, der sich vor nichts scheute und für Anstand keinen Sinn hatte, wie er auch gegen jedermann ganz ohne Grund masslos aufgebracht werden konnte und sein Glück darin fand, seinen Jähzorn stets befriedigen zu können. Er schrieb daher abermals an Petronius folgendermassen: 304 „Weil du die Geschenke, mit denen die Juden dich bedacht haben, höher als meine Befehle geachtet und dich unterstanden hast, den Juden zulieb anders zu handeln, als dir von mir aufgetragen war, so sollst du jetzt dein eigener Richter sein und selbst bestimmen, was dir geschehen soll, damit du die Wucht meines Zornes fühlst. Denn ich will an dir ein Beispiel aufstellen, das die Mitwelt wie die Nachwelt davor warnen soll, den Befehlen des Caesars zuwiderzuhandeln.“

Empfohlene Zitierweise:
Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 558. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt2GermanClementz.pdf/558&oldid=- (Version vom 13.12.2020)
  1. Hier ist vor ἑστάτω offenbar μὴ einzuschieben, da es sonst heissen würde: „so soll sie stehen bleiben“, was der Gewährung von Agrippas Bitte nicht entsprochen hätte.