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damit zurück und entgegnete unverzüglich dem Caesar, er habe weder früher gegen den Willen des Tiberius sich an ihn angeschlossen, um dadurch Vorteile zu erlangen, noch handle er jetzt ihm gegenüber aus niedriger Gewinnsucht. 295 Die grossartigen Wohlthaten, die Gajus ihm früher schon erwiesen habe und die alle seine Erwartungen übertroffen hatten, ständen, wenn sie auch noch nicht das Grösste seien, was er verleihen könne, doch in keinem Verhältnis zur Würdigkeit des Empfängers. 296 Diese Genügsamkeit setzte den Caesar noch mehr in Erstaunen, und er drang nun noch beharrlicher in Agrippa, ihm zu sagen, was er als Geschenk haben wolle. Dieser erwiderte darauf: „Wenn du, o Herr, mich in deiner Güte noch eines weiteren Geschenkes für wert hältst, so will ich nichts von dir begehren, was zu meiner Bereicherung dienen könnte, besonders da ich deiner Gnade schon mehr verdanke als alle anderen. 297 Vielmehr möchte ich nur um eines dich bitten, das dir den Ruhm der Frömmigkeit verschaffen, Gott zu deinem Beschützer und Helfer machen und mir bei denen, die davon hören, den herrlichen Ruf eintragen wird, dass ich alles, was ich wünsche, von deiner Macht sicher erlangen kann. Ich bitte dich also, du wollest auf die Errichtung deiner Bildsäule im Tempel der Juden, womit du den Petronius beauftragt hast, Verzicht leisten.“

(8.) 298 Das war nun freilich eine sehr gewagte Bitte. Denn ein Begehren, welches dem Caesar nicht gefiel, war gleichbedeutend mit dem sicheren Tode des Bittstellers. Weil aber die Angelegenheit sehr wichtig war, wollte Agrippa sein Glück damit versuchen. 299 Gajus schämte sich nun mit Rücksicht auf Agrippas gewinnende Freigebigkeit, diesem vor so vielen Zeugen eine Bitte abzuschlagen, zu der er selbst ihn gedrängt hatte, gleich als wenn ihm seine Versprechungen im nächsten Augenblick wieder leid würden. 300 Zudem konnte er auch nicht umhin, Agrippas Edelmut zu bewundern, weil er, statt an seinen Thron oder an reichere Einkünfte oder an Vermehrung seiner Macht zu denken, nur für das öffentliche

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 557. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt2GermanClementz.pdf/557&oldid=- (Version vom 13.12.2020)