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der Senat solle einen kriegserfahrenen Mann zum Caesar wählen. Durch die Herrschaft so vieler Männer dürfe der Staat nicht zu Grunde gehen, und sie seien durchaus dafür, dass die Regierung nicht dem Senat, sondern einem Alleinherrscher übertragen werde. 250 Zu bestimmen aber, wer dieser Ehre würdig sei, komme nur ihnen, den Soldaten, zu. Nun wurde die Lage des Senates eine noch viel schwierigere, weil er an der gerühmten Freiheit verzweifeln musste und dazu noch vor Claudius gewaltige Furcht hatte. Es fehlte indessen nicht an solchen, die wegen ihrer vornehmen Herkunft oder Verwandtschaft selbst nach der Krone trachteten. 251 Dazu gehörte auch Marcus Minucianus, der, weil er von altem Adel und mit Gajus’ Schwester Julia[1] verheiratet war, auf den Thron Anspruch erhob. Jedoch brachten die Konsuln gegen seine Erhebung einen Vorwand nach dem anderen vor. 252 Den Valerius Asiaticus aber hielt der andere Minucianus, der zu den Mördern des Gajus gehörte, von einem solchen Gedanken ab. Dass es ein ungeheures Blutbad gegeben hätte, wenn denen, die auf den Thron Anspruch machten, gestattet worden wäre, sich mit Claudius zu messen, steht ausser allem Zweifel. 253 Es strömten nämlich sowohl die Gladiatoren in bedeutender Anzahl, als auch die Soldaten der Nachtwache und die Schiffsruderer kampfbereit in die Kaserne, sodass von den Thronbewerbern die einen, um die Stadt zu schonen, die anderen, um sich selbst zu sichern, von ihrem Vorhaben Abstand nahmen.

(4.) 254 Kaum graute der Tag, als Chaerea mit seinen Genossen sich in den Senat begab, um eine Ansprache an die Soldaten zu halten. Da diese aber sahen, dass er mit der Hand Stillschweigen gebot und anfangen wollte zu sprechen, verursachten sie ein lautes Getöse und liessen niemand zu Wort kommen, weil sie alle nur einen einzigen Herrscher haben wollten. Mit Ungestüm forderten sie dann einen Caesar, weil sie des Wartens

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 614. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt2GermanClementz.pdf/614&oldid=- (Version vom 13.12.2020)
  1. Suetonius nennt sie Livilla (Claudius 1).