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überdrüssig seien. 255 Der Senat aber wusste nicht ein noch aus: die Soldaten mochten seine Autorität nicht anerkennen, während die Mörder des Gajus nicht zugeben wollten, dass man sich der Anmassung der Soldaten willfährig zeige. 256 Bei dieser Lage der Dinge konnte Chaerea seinen Unwillen über das Verlangen der Soldaten nach einem Caesar nicht verhehlen und versprach, ihnen einen Herrscher zu geben, wenn ihm jemand ein Zeichen von Eutychus bringe. 257 Dieser Eutychus war der Wagenlenker der sogenannten lauchgrünen Partei,[1] der treueste Diener des Gajus, der beim Bau von dessen Pferdeställen die Soldaten geschunden hatte, indem er sie zu den niedrigsten Arbeiten anhielt. 258 Dies und anderes derart warf Chaerea ihnen jetzt vor und drohte, er werde ihnen noch den Kopf des Claudius bringen. Es sei ja erbärmlich, sagte er, dass sie statt eines Wahnsinnigen jetzt einen Narren zum Herrscher machen wollten. 259 Die Soldaten aber achteten nicht auf seine Worte, sondern eilten mit gezückten Schwertern und erhobenen Feldzeichen zu Claudius, um gleich den anderen ihm Treue zu schwören. So sah sich denn der Senat seiner Verteidiger beraubt; die Konsuln aber waren nicht viel mehr als blosse Privatleute. 260 Allenthalben herrschte jetzt Bestürzung und Niedergeschlagenheit, weil niemand wusste, wie er sich vor dem Zorn des Claudius schützen solle. Einer schmähte den anderen, und schon fing die Reue an, sie zu quälen. 261 Sabinus aber, einer von Gajus’ Mördern, trat jetzt auf und erklärte, er werde sich eher selbst das Leben nehmen, als dass er des Claudius Thronbesteigung zugäbe und den Staat wieder in Knechtschaft gestürzt sähe. Dann warf er Chaerea vor, er hänge allzusehr am Leben, wenn er, der zuerst den Anschlag gegen Gajus ersonnen habe, es noch für der Mühe wert halte,

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 615. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt2GermanClementz.pdf/615&oldid=- (Version vom 13.12.2020)
  1. In den circensischen Spielen gab es vier nach den Farben ihrer Kleider benannte Parteien von Wettfahrern: russata, die rote, alba, die weisse, veneta, die blaue, prasina, die lauchgrüne.