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wandelte sich die Festesfreude in tiefe Trauer. Opfer und Gebet waren vergessen, und die Stadt hallte wieder von Jammer und Wehklage. So grosses Unglück brachte der Mutwille eines einzigen Soldaten über die Juden.

(4.) 113 Noch aber war dieses Leid nicht vorüber, als auch schon ein anderes Unglück hereinbrach. Einige Unruhstifter nämlich griffen auf öffentlicher Landstrasse, hundert Stadien von der Stadt entfernt, wie Wegelagerer den Stephanus, einen Diener des Caesars, an und raubten ihm alles, was er bei sich hatte. 114 Als Cumanus hiervon Kenntnis erhielt, schickte er sogleich Soldaten ab mit dem Befehl, die benachbarten Dörfer zu plündern und die Vornehmsten aus denselben gefesselt ihm vorzuführen, damit sie zur Verantwortung gezogen würden. 115 Bei dieser Plünderung nun fand ein Soldat in einem Dorf die moysaischen Gesetze und zerriss das Buch vor aller Augen unter den mannigfaltigsten Verhöhnungen und Schmähungen. 116 Sowie die Juden dies vernahmen, rotteten sie sich zusammen, zogen nach Caesarea, wo Cumanus sich aufhielt, und baten ihn, er möge doch nicht etwa ihnen, sondern Gott, dessen Gesetz so unwürdig behandelt worden sei, Genugthuung verschaffen. Denn sie wollten lieber ihr Leben dahingeben, als ihre heimischen Gesetze so geschmäht wissen. 117 Da nun Cumanus fürchtete, das Volk möchte abermals in Unruhe geraten, liess er auf den Rat seiner Freunde den Soldaten, der das Gesetz verhöhnt hatte, mit dem Beil hinrichten und unterdrückte so die Empörung in dem Augenblick, als sie auszubrechen drohte.

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 653. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt2GermanClementz.pdf/653&oldid=- (Version vom 14.2.2021)