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die sich der Grösse nach nicht viel von den persischen Akinaken unterschieden, aber gekrümmt waren wie die römischen „sicae“, woher auch die Banditen den Namen Sikarier erhielten. 187 An Festtagen mischten sie sich, wie schon erwähnt, unter die Volksmenge, die von allen Seiten zum Gottesdienst in die Stadt strömte, und erdolchten so viele von den Andächtigen, als ihnen beliebte. Oft brachen sie auch bewaffnet, in die Dörfer ihrer Opfer ein, plünderten alles und warfen den Feuerbrand in die Häuser. Um diese Zeit trat wieder ein Gaukler auf, welcher der Menge Glückseligkeit und Befreiung von allem Elend verhiess, wenn sie ihm in die Wüste folge. 188 Festus aber sandte sogleich gegen den Betrüger und dessen Anhang Abteilungen zu Fuss und zu Pferde aus, die den ganzen Haufen niedermachten.

(11.) 189 Ebenfalls um diese Zeit errichtete der König Agrippa ein weitläufiges Gebäude auf der ehemaligen Königsburg der Asamonäer 190 nahe bei der Ringschule, und da das Gebäude in bedeutender Höhe lag, genoss man von hier aus einen reizenden Ausblick auf die Stadt. Daran hatte der König seine Freude, und wenn er hier auf einem Polster lag, konnte er alles übersehen, was im Tempel vor sich ging. 191 Als dies die Vornehmsten von Jerusalem gewahrten, wurden sie sehr unwillig, weil es durchaus ungebräuchlich und ungesetzlich war, die Vorgänge im Tempel, besonders während der heiligen Handlungen, zu beobachten. Deshalb liessen sie oberhalb der Halle, welche im Innern des Heiligtums gegen Westen lag, eine hohe Mauer aufführen, 192 die nicht nur dem Ruheplatz des Königs, sondern auch der westlichen Halle ausserhalb des Tempels, von wo aus die Römer an Festtagen die Vorgänge im Tempel überwachen liessen, jeden Ausblick versperrte. 193 Hierüber geriet nicht nur Agrippa, sondern in noch höherem Grade auch der Landpfleger Festus in Erregung, und der letztere gab Befehl, die Mauer niederzureissen. Die Juden jedoch baten um die Erlaubnis, wegen dieser Angelegenheit Abgeordnete an Nero schicken zu dürfen, weil sie lieber

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 665. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt2GermanClementz.pdf/665&oldid=- (Version vom 14.2.2021)