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Elftes Kapitel.
Vom Landpfleger Florus, der die Juden zum Kriege gegen die Römer trieb.

(1.) 252 Was nun Gessius Florus anlangt, den Nero als Nachfolger des Albinus gesandt hatte,[1] so verhängte er unsägliches Leid über die Juden. Er stammte aus Klazomenae und brachte seine Gattin Kleopatra mit, die als Freundin und an Gottlosigkeit[2] ebenbürtige Genossin von Neros Gemahlin Poppaea ihm das Amt eines Landpflegers von Judaea verschafft hatte. 253 Mit der ihm hierdurch verliehenen Gewalt trieb er nun einen so schmählichen und nichtswürdigen Missbrauch, dass die Juden gegenüber seiner Schlechtigkeit Albinus noch als ihren Wohlthäter priesen. 254 Denn dieser hatte wenigstens seine Bosheit zu verbergen gesucht und sich sorgfältig in acht genommen, um nicht überall in Verruf zu geraten. Gessius Florus dagegen prahlte mit der Misshandlung unseres Volkes, als wäre er nur geschickt worden, um seine Bosheit an den Tag zu legen, und es lässt sich keine Art von Erpressung oder sonstiger Ungerechtigkeit denken, deren er nicht fähig gewesen wäre. 255 Denn er war grausam und hartherzig und so unersättlich in seiner Habgier, dass er zwischen wenig und viel gar keinen Unterschied kannte und selbst mit Banditen zu teilen sich nicht scheute. Diese gingen daher in grosser Anzahl dem Raube nach, weil sie sicher sein konnten, dass ihnen gegen Abgabe eines Teiles der Beute nicht das mindeste zuleide geschah. 256 Damit aber war das Mass des Elendes noch nicht voll, sondern da die unglücklichen Juden die Plünderungen seitens der Räuber nicht mehr ertragen konnten, mussten sie sämtlich

Empfohlene Zitierweise:
Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 675. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt2GermanClementz.pdf/675&oldid=- (Version vom 14.2.2021)
  1. 64 n. Chr.
  2. Vergl. hierzu XX, 8, 11, wo Josephus genau das entgegengesetzte Urteil über Poppaea fällt.