Du Herzblatt und du Tausendschatz,
Und allaweil me͡i Schatz,
Ih hob im Herz’n Tog und Nacht
For diech all͡a nor Platz.
Und schlaof als wie a Ratz,
So tramt’s mer, bis der Gögger schreit,
Von nix, als von meim Schatz.
Am Sunntog, wenn’s in d’Kerch’n läut’t,
O, hob ih dao a stilla Freud’,
Kummst du de͡i Gäßla vor.
De͡i Gang so munter und so flink,
De͡i Gruß so sanft und gut,
De͡i G’sicht wie Milch und Blut.
D’rum, wenn die Org’l prächti klingt,
Und singt die ganza G’ma,
Ih horch und horch und hör’ halt nor
Und liest das Evangelium
Hernach der Pfarrer vor,
Dao kummst mer du so still und frumm
Als wie a n’Engl’ vor.
Dao bist du scho im Feld.
Es grost so fleißi als wie du
Ka Madla af der Welt.
Und schau ih manchsmaol in dein Stall,
In Münch’n drob’n beim König
konn’s Meinad[1] nit schönner se͡i.
Im Winter in der Rock’nstub’n:
Wer spinnt’n schönnst’n Flachs?
A Tuch, als wie a Wachs?
Des bist halt du me͡i Tausendschatz
Und allaweil me͡i Schatz!
Mei Herz, als wie a Heinzerla,[2]
A Veichela, a Rosmar͡i,
Des senn zwa schöna Blumma
O, wie vill Zeit gäht woll no h͡i,
Bis mir a maol z’samm kumma.
Anmerk. ao, ein Mittelton zwischen a und o – e͡i und ͡a ein Nasenlaut.
Kaspar Braun, Friedrich Schneider (Red.): Fliegende Blätter (Band 1). Braun & Schneider, München 1845, Seite 119. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Fliegende_Bl%C3%A4tter_1.djvu/123&oldid=- (Version vom 17.1.2018)