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Monumente


manicula Aufruf an das deutsche Publikum.


Es ist ein trauriges Zeichen, daß unsere Zeit, die doch mit so regem Eifer und so großer Thatkraft auf ehrenvolle Anerkennung und Auszeichnung verdienter Männer hinarbeitet, – am füglichsten nach ihrem Tode durch Monumente – bis jetzt eine Anzahl wahrhaft großer Männer und Frauen – den Stolz unseres Vaterlandes, den Neid der Nachbar-Nationen – übersehen, ja beinahe vergessen konnte!

Die unterfertigte Comité, aus sich selbst gebildet, bedeutende Notabilitäten in ihrer Mitte zählend und den Werth des großartigen Unternehmens wohl erfaßend, hat nun beschlossen, in diesen Blättern, so weit es der Raum gestattet, in kurzen Lebensabrissen diese Großen dem deutschen Volke vorzuführen, und wird durch beigelegte Monument-Zeichnungen das monumentenbeitragspendsüchtige Publikum zu glänzenden Beiträgen, um die großen Werke zu fördern, förmlich auffordern.

Die Comité unterzieht sich mit Freuden der Annahme der Beiträge, verspricht auch dereinst vielleicht eine Abrechnung zu stellen; ladet aber um so mehr ein, mit den Spenden zu eilen, da die bereits unterm 1sten Jänner 1845 erfolgte fixe Anstellung eines leitenden Direktors, eines Haupt-Cassiers, so wie zweier Cassiersgehilfen, sodann zweier Rechnungsführer, eines Administrationsbeamten, eines Registratoren und dreier Diener, alle dem hohen Zwecke gemäß würdig salarirt, bereits schon eine bedeutende Summe in Anspruch genommen hat.

Indem wir somit uns nun einer angenehmen Pflicht entledigen, glauben wir nach dem alten „utile dulci“ auch das Nützliche nicht aus dem Auge zu verlieren, wenn wir auf den demnächst erscheinenden ausführlichen Prospectus der verschiedenen Fest-Essen verweisen, die nach den beschlußfassenden Versammlungen, nach dem Gusse und nach der Aufstellung und Enthüllung der Monumente, so wie bei der jedesmaligen Reinigung derselben statt finden, und wenigstens theilweise aus den Vereinsmitteln bestritten werden sollen.*)

Die aus sich selbst gebildete Comité des Vereines für projectirte Monumente.


*) Wir fühlen uns geehrt, durch die gütigen Mittheilungen der „Comité des deutschen Vereines“ im Stande zu seyn, Zeichnung und Beschreibung des ersten der projectirten Monumente unsern geneigten Lesern beifolgend vorführen zu können.
Die Redaktion der fliegenden Blätter.



Dem Erfinder des Stiefelknechtes.

Michel Knecht, (florirte 1452, Erfurt) ein Hausknecht im Gasthause zum silbernen Schwanen daselbst, der immer den Fremden die Stiefel ausziehen mußte, kam zuerst durch tiefes Nachdenken etc. auf diese köstliche Erfindung, wodurch eine der größten Schwierigkeiten dieses unsres Erdenwallens auf’s glücklichste überwunden wird. Das anfangs wenig complicirte Instrument wurde nach ihm Stiefel-Knecht benannt, um seinen Namen zu verewigen. Er genoß indeß nicht mehr lange die Früchte seiner schönen Erfindung, sondern starb schon im Jahre 1454 im schönsten Alter, ein Opfer seines frühern Berufes (hernia inguinalis) und liegt in Erfurt begraben.

War von jeher besonders verehrt von solchen, die keine Lakeien, Husaren und Kammerdiener oder sonstige lebendige Stiefelknechte haben, und ihre Stiefel selber ausziehen müßen.




manicula Um die Größenverhältnisse der Monumente dem deutschen Publikum verständlicher zu machen, geben wir die Maaße überall in französischen Mètres an.




München, Verlag von Braun & Schneider.Papier und Druck von Fr. Pustet in Regensburg.

Empfohlene Zitierweise:
Kaspar Braun, Friedrich Schneider (Red.): Fliegende Blätter (Band 1). Braun & Schneider, München 1845, Seite 88. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Fliegende_Bl%C3%A4tter_1.djvu/92&oldid=- (Version vom 8.8.2016)