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Pink! Feuer! die Laterne brennt,
Der Teufel nach dem Felde rennt;

85
Und scharrt und fegt und leuchtet drein,

Und pustet drein und rafft die Stein,
Und schmeißt sie, daß sie Feuer spei’n,
Auf einen Haufen überein:
Das ist der letzte! – Nun Herr Matz

90
Was Neues! Aus ist das Gekratz!

Der Acker ist von Steinen rein,
Und Stock und Knubb ist kurz und klein:
Der Graben ist gegraben,
Und Arbeit muß ich haben;

95
Sonst werd’ ich schlimm!



Da wendet sich der Vogt und spricht:
Wie lang du machst, du fauler Wicht!
Geh’ hin zum Schreiber, frage den:
Was der dich heißt, das soll gescheh’n!

100
Er wird etwas harthörig sein;

Doch schlag’ ihm nicht die Thüren ein! –
Er rennt zum Schreiber hin und klopft,
Doch Schreibers Ohren sind verstopft;
Er pfeift, ruft, klopft und flucht darein:

105
Soll hier die Arbeit Trommeln sein?! –

Nun schlägt er Wirbel auf der Thür; –
Da guckt der Küster doch herfür:
Hör’ auf mit Trommeln! Wer ist da? –
Ich! – Willst du Arbeit haben? – Ja!

110
Das Feld ist nun von Steinen rein,

Und Stock und Knubb ist kurz und klein,
Der Graben ist gegraben,
Und Arbeit muß ich haben;
Sonst werd’ ich schlimm!

115
Da spricht der Schreiber: spann nur an! –

Der Schwarze spricht: es ist gethan! –
Ich will zur Stadt; der Weg ist schlecht,
Flink her die Steine! fauler Knecht,
Und pflastr’ ihn immer vor mir her;

120
Sonst wird’s den Pferden allzuschwer!

Flink Hand an’s Werk! – Der Schwarze springt
Und holt und stampft, das Pflaster klingt;
Der Schreiber fährt gemach im Schritt:
Da kommt der Teufel prächtig mit.

125
Erst sind die Steine nicht so fern;

Da machts der Teufel flink und gern:
Der Schreiber fährt und singt und lacht
Und spricht: das hab’ ich gut erdacht!
Er ist mit Pflastern hübsch voraus,

130
Sein Springen nimmt sich drollig aus:

Ich laß die Pferde traben,
Der Kerl will Arbeit haben;
     Sonst wird er schlimm!



Er trabet immer schneller fort:

135
Da ruft der Teufel: Herr ein Wort! ’

Laßt sein den Trab, ich komm’ nicht mit!
Ich hab s zu weit; fahrt lieber Schritt! –
Eh! spricht der Schreiber: sei nicht faul!
Und haut ihn tüchtig über’s Maul. –

140
Da rennt der Teufel, was er kann,

Und schleppt und setzt von neuem an:
Und immer flinker wird sein Lauf,
Je ferner ist der Steine Hauff!
Doch endlich fährt, mit Saus und Braus,

145
Er in die Luft: ich halt’s nicht aus! –

Da lacht der Schreiber hinterdrein:
Fahr’ zu den Raben Hämmerlein!
Du bist ein Kerl, du wär’st was nütz
Zum Knechte für Schindhudelwitz!

150
Das ist ja zum begraben:

Solch’ Volk will Arbeit haben;
     Sonst wird es schlimm! –



Empfohlene Zitierweise:
Kaspar Braun, Friedrich Schneider (Red.): Fliegende Blätter (Band 2). Braun & Schneider, München 1846, Seite 039. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Fliegende_Bl%C3%A4tter_2.djvu/43&oldid=- (Version vom 20.8.2021)