Hermann Wimmer (Red.): Der Nürnberger Trichter | |
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Moment äußerst wenig nützen zur Vertheidigung gegen diesen
kräftigen Sohn der Berge. Ich dachte daher, der Gescheidteste
giebt nach, nahm alle meine Kräfte zusammen
und lief, meinen Verfolger auf den Fersen, einem nahgelegenen
Fichtenwäldchen zu. Während ich aber vermöge meines
geringen Umfanges mit der Leichtigkeit eines Eichhörnchens zwischen den dichtverwachsenen Stämmen durchschlüpfte, hatte der Ochs Mühe genug, seinen ungeschlachten Corpus durchzudrängen; bald hatte ich einen großen Vorsprung und ein ziemlich hoher Felsblock, den ich rasch erkletterte, schützte mich hinlänglich vor der weiteren Verfolgung meines Widersachers, der nun auch seinerseits mit zornigem Gebrüll wieder umkehrte.
Bei mir aber waren Hunger, Durst und Müdigkeit auf einmal weg. Auf einem nicht unbedeutenden Umwege, wobei ich die Sennhütte sorgfältig vermied, suchte ich meinen Pfad wieder auf und gelangte nach einer halben Stunde an das Fischerhaus am Eibsee, wo mich ein Bad im See und eine tüchtige Mahlzeit vollkommen restaurirte.
Seit jenem Tage gehe ich allen uncivilisirten Ochsen möglichst aus dem Wege.
„Aber hör, Potsdamer, die Welt is teufelmäßig groß; mer glaubt gar net, daß möglich wär. Jetzt laaf ich schon zehn Jahr de Kreuz un Quer uf er rum un kann immer das End net finne. Ich möcht doch wisse, wie lang mer braucht, wenn mer immer grad fort gehe könnt, über alle Berg, Flüss un Meer immer grad nüber bis mer um die ganz Welt erum käm.“
„Na, siehste, Freundchen, ick jlobe, det is so – so weit, deß wenn Eener, der so eben erst jeboren wurde un ooch sojleich fortjehen könnte, erst wieder nach Hause käme, wenn – wenn – er schonst jestorben is.“
Mit einem Cantor saß ich jüngst
In einem freien Garten,
Wo Bier für Geld den Durst’gen tränkt
Und Würste uns’rer warten.
Zwei Würmer – kurz gesprochen.
Sie krochen her, sie krochen hin,
Nachdem sie sich berochen.
Doch keiner sprach ein einzig Wort,
Nach kalter, strenger Hofesart,
Im Drecke vor dem Cantor.
Da sprach mein Freund: „Ach, die sind stumm!“ –
„Nein, nein, mein edler Sänger,
Der ein’ ist etwas länger.“ –
Hermann Wimmer (Red.): Der Nürnberger Trichter. Friedrich Campe, Nürnberg 1848, Seite 26. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Fr%C3%A4nkische_Bl%C3%A4tter_nebst_dem_Beiblatt_Der_N%C3%BCrnberger_Trichter.djvu/126&oldid=- (Version vom 31.7.2018)