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Mittlerweile warfen sich die Männer von der Autorität über den papierlichen Fund der neuzeitlichen Fürstenfresser und Menschheitsvernichter her, wobei sich ein ansehnliches Erstaunen auf die respectiven Autoritätsangesichter verbreitete, was durch Verbreitung im Publikum nur die Auslegung finden konnte, es sei das über alle Begriffe Gehende gefunden worden.

Nicht minder manifestirte sich äußerste Befremdung bei den äußerst verwickelten und sinnreichen Fragen der Verhöre. Sogar die Mauern sollen verblaßt sein, weshalb sich grauenvolle Gerüchte mit neuer Gewalt durch das erwartungsvolle Publikum dahinwälzten. Alles schien verloren!

Die Götter aber geruhten dem bebenden Publikum zu Hülfe zu kommen. Der Kopf des Herrn Doktor Zipperlein beugte sich bei einsamen Spaziergängen ein wenig zu wehmuthsvoll. – Hoffnung blitzte durch die Herzen. „So triumphirt kein Absolutist und Ultramontaner,“ flüsterte es. Eine äußerst wachsende Humanität auf den allerverschiedensten Auroritätsgesichtern bestärkte die goldenen Träume von zerbrochenen Demokratenfesseln.

Herr Doktor Zipperlein begegnet seinem, dem Publikum bisher unbekannten würdigen Freunde und Meinungsgenossen und ruft ihm erstaunt zu: „Was seh’ ich? wir alle sind schwarz und Sie sind weiß?“ –

Indessen bestürmten Deputationen über Deputationen die Autoritätsüberfluß abgebenden Senatorennaturen. Es galt, einen aufrichtigen Beschluß über neuzeitliche Politiker zu fällen.

„Alle Teufel! ich glaube gar, wir müssen uns etwas von unserer Autorität vergeben,“ raunte ein und der andere hohe, gelehrte Herr – „auf in die Sitzung!“

Wahre Darstellung des Eindrucks, den das nicht abzuweisende Conclusum der Unschuldserklärung auf die verschiedenen Autoritätsnaturen hervorbrachte –

Deßgleichen wahre Darstellung des Befreiungs-Wonne-Parorismus, in welchen das brave freiheitsgesinnte Volk bei Ueberantwortung der Demokraten an die frische Luft und den offenen blauen Himmel ausbrach –

Deßgleichen der Verzweiflung des ultramontanitätsdurchdrungenen Doktor Zipperlein über mißlungene Bemühungen für den Staat und der Ausbrüche des so ziemlich gerechten Unmuthes über seine unverschämt dumme Denunciation.

Wogegen derselbe auf alle Weise seinen Verstand und seine Ehre, aber vergeblich, weiß zu brennen sucht, weßhalb ihm nichts bleibt, als das Bewußtsein, der Märtyrerkrone der moralischen Vernichtung würdig geworden zu sein.

„Alle Teufel!“ ruft die höchste, gelehrte Person, „hätten wir am Ende doch von unserer Autorität ein wenig gar zu viel geopfert? Müssen wir etwa wahrhaftig piano thun, um uns zu restauriren? Was sagt Ihr? Wie steht’s mit der Autorität?“

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Eduard Kauffer (Red.): Der Nürnberger Trichter. Friedrich Campe, Nürnberg 1848, Seite 58. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Fr%C3%A4nkische_Bl%C3%A4tter_nebst_dem_Beiblatt_Der_N%C3%BCrnberger_Trichter.djvu/158&oldid=- (Version vom 1.8.2018)