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Fragmente aus dem Tagebuche eines reisenden Neu-Franken: Fragmente aus dem Tagebuche eines reisenden Neu-Franken (1798)

findet man unter dem österreichischen Militair Jungen von 18. 19. Jahren, die schon eine Kompagnie haben; warum, weil ihr Vater Minister oder General ist, oder weil sie ein Unterrock protegirt. Beym Avancement wird nicht auf militairische Talente, auf Sprachen, Geographie, Statistick u. dergl. gesehen. Oft giebt es sogar Offiziers, die nicht einmahl schreiben und lesen können, und sich ihre Rapporte von irgend einem Korporal vorarbeiten lassen müssen. Und dennoch geht der abscheuliche Stolz und die ganz unerträgliche Prahlerey dieser Leute so weit, daß es in der That in ihrer Gesellschaft nicht auszuhalten ist. Ich habe davon während dieses Kriegs im Reiche tausend Beyspiele gesehen, die mich wirklich in Erstaunen gesetzt haben. In öffentlichen Häusern führte gewöhnlich Einer von ihnen, und sollte es auch nur ein Fähndrich seyn, das Wort. Da steckt dir das Herrchen seine Nase in Dinge, von denen es in seinem Leben nichts gehört hat, und wer ihm zu widersprechen wagt, hat gewiß gleich eine österreichische, ungarische oder böhmische Grobheit dafür. Wo sie nicht durchkommen können, pochen sie auf die Majestät ihres Herrn und glauben steif und fest, dieser könne mit einem Worte das ganze teutsche Reich zertrümmern. Seit ich die Ehre hatte, das preußische Offizierkorps kennen zu lernen, greife ich gleich nach meinem Hute, sobald sich ein Oesterreicher in der Gesellschaft