Seite:Franz Delitzsch - Die bayerische Abendmahlsgemeinschaftsfrage.pdf/42

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Franz Delitzsch: Die bayerische Abendmahlsgemeinschaftsfrage. Ein Anfang eingehender Erörterung

calv. Zuhörer mit allem Fleiß unterrichten, damit sie ihren Irrthum fallen lassen und also mit der Zeit Ein Hirt und Eine Heerde angerichtet werden möchte.“

 Die Wittenberger Facultät gesteht also Abendmahlsgemeinschaft mit Reformirten gewissermaßen zu, mit solchen nämlich, welche ohne einen der reformirten Irrthümer geflissentlich zurückzubehalten sich ganz und gar lutherischem Unterricht anheimgeben. Wir sehen dies ganz deutlich aus dem lehrreichen Gutachten ebendas. S. 110., wo schon das Beharren auf Verneinung der manducatio oralis als gemeinschafttrennend bezeichnet wird. Die Frage ist dort aus der Mitte einer Landeskirche gestellt, in welcher bisher einfältige, um die kirchlichen Streitigkeiten unbekümmerte Reformirte von den Pastoren auf dem Lande und in den Städten zum h. Abendmahl zugelassen und in den lutherischen Gemeindeverband aufgenommen worden sind. Die Facultät kann das nach den ihr gemachten Vorlagen nicht billigen, widerräth die Fortführung dieser Praxis und antwortet auf den ersten Punkt, die Einfalt der Zugelassenen: „Daß sie als einfältige Leute hätten sich um solche Streitigkeiten nicht bekümmert, sondern man sollte sie bei ihrer Einfalt bleiben lassen, ist in dieser hochwichtigen Handlung des h. Abendmahls gar nicht genug, da zu dessen heilsamer Nießung genugsam vorhergehende Erkenntniß und Glauben vonnöthen, und ohne daß ein jeder Christ schuldig seines Glaubens Rechenschaft zu geben 1 Petr. 3, 15., so kann und soll man auch nicht eine in Einfalt eingebildete Opinion und Wahn zum Grunde seines Glaubens setzen, sondern das Wort, Einsetzung und Verheißung Gottes, und wer anders gläubet und hält, denn das Wort Gottes, Ordnung und Befehl mit sich bringet, der hat auch keinen rechten wahrhaftigen, sondern falschen und todten Glauben.“

 Abendmahlsgemeinschaft mit Reformirten als solchen wird also verworfen und nur Abendmahlsgemeinschaft mit solchen

Empfohlene Zitierweise:
Franz Delitzsch: Die bayerische Abendmahlsgemeinschaftsfrage. Ein Anfang eingehender Erörterung. Theodor Bläsing, Erlangen 1852, Seite 36. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Franz_Delitzsch_-_Die_bayerische_Abendmahlsgemeinschaftsfrage.pdf/42&oldid=- (Version vom 10.11.2016)