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rein formale Züge des manifesten Traums für die Deutung zu verwerten, also in Inhalt aus den latenten Traumgedanken umzusetzen. Nun wissen Sie ja, daß alle Träume einer Nacht in denselben Zusammenhang gehören. Aber es ist nicht einmal gleichgültig, ob diese Träume den Träumenden als ein Kontinuum erscheinen oder ob er sie in mehrere Stücke gliedert und in wie viele. Die Anzahl dieser Stücke entspricht oft ebenso viel gesonderten Mittelpunkten der Gedankenbildung in den latenten Traumgedanken oder miteinander ringenden Strömungen im Seelenleben des Träumers, von denen jede in einem besonderen Traumstück vorherrschenden, wenn auch nie ausschließlichen Ausdruck findet. Ein kurzer Vortraum und ein langer Haupttraum stehen oft zu einander in der Beziehung von Bedingung und Ausführung, wovon Sie ein sehr deutliches Beispiel in jenen alten Vorlesungen finden können. Ein Traum, den der Träumer als irgendwie eingeschoben bezeichnet, entspricht wirklich einem Nebensatz in den Traumgedanken. Franz Alexander[WS 1] hat (1925) in einer Studie über Traumpaare gezeigt, daß zwei Träume einer Nacht sich nicht selten derart in die Erfüllung der Traumaufgabe teilen, daß sie zusammen genommen eine Wunscherfüllung in zwei Etappen ergeben, was jeder Traum für sich nicht leistet. Wenn der Traumwunsch etwa eine unerlaubte Handlung an einer bestimmten Person zum Inhalt hat, so erscheint diese Person unverhüllt im ersten Traum, die Handlung aber wird nur schüchtern angedeutet. Der zweite Traum macht es dann anders. Die Handlung wird unverhüllt genannt, aber die Person unkenntlich

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Franz Alexander (Wikipedia).
Empfohlene Zitierweise:
Sigmund Freud: Neue Folge der Vorlesungen zur Einführung in die Psychoanalyse. Internationaler Psychoanalytischer Verlag, Wien 1933, Seite 37. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Freud_Neue_Folge_der_Vorlesungen_zur_Einfuehrung_in_die_Psychoanalyse_1933.pdf/37&oldid=- (Version vom 21.5.2018)