Von diesem gelangt man unmittelbar in das Buschhoff’sche Schlachthaus, das, wie bereits berichtet, schon seit langer Zeit als Steinmetz-Werkstätte diente. Klempner Ullenboom, der das Schlachthaus zur Zeit vernagelt hatte, wußte heute auf Befragen nicht mehr anzugeben, ob die noch vorhandenen Nägel die von ihm damals verwendeten seien. Auch Schreiner Hegmann wußte dies nicht zu sagen, zumal nicht er, sondern seine Frau die Nägel dem Siegmund Buschhoff gegeben habe. Nach Besichtigung der Wohnung wurde der sogenannte Porteweg besichtigt. Das Buschhoff’sche Haus liegt an der Ecke dieses Weges, der geradeaus in die Küppers’sche Scheune, rechts in den Küppers’schen Garten führt. Links von der Scheune sieht man auf die Hinterfenster des Hauses des Zeugen Mallmann, aus denen derselbe am Nachmittage des Peter-Paulstages gesehen haben will, wie Hermine Buschhoff einen sackartigen Gegenstand in die Scheune getragen habe. Rechts hinter dem Küppers’schen Garten, in dem laut Bekundung die Frau Winthuis am Nachmittage des Peter-Paulstages einen Mann, der anscheinend ein Jude war, gesehen haben will, liegt das Haus der Winthuis.
Nach Besichtigung des Porteweges betrat der Gerichtshof die Küppers’sche Scheune. Geradeaus liegt die sogenannte Fruchtscheune, in der der kleine Hegmann ermordet aufgefunden wurde. Etwas weiter rechts die sogenannte Stallscheune, in der Ochsen, Kühe, Schweine u. s. w. untergebracht sind.
Die Fruchtscheune ist stets geschlossen, die Stallscheune dagegen stets geöffnet; beide sind mit einander verbunden, so daß man zunächst durch die Stallscheune in die Fruchtscheune gelangen kann. Unter dem Blöken der Kühe, dem Grunzen der Schweine und dem Gegacker der Hühner betrat das Schwurgericht die Scheune. Die Stelle, auf der der Ermordete aufgefunden wurde, war durch einen langen Stock, an dessen Ende zwei Kinderschuhe aufgesteckt waren, markirt. Die Dienstmagd Dora Moll, die das Melken der Kühe zu besorgen hatte, betrat die an die Stallscheune anstoßende Fruchtscheune nur, wenn sie sich Stroh holen wollte. Um jedoch die Stelle zu sehen, an der der Ermordete gelegen, war sie genöthigt, etwas näher hinzuzutreten, zumal die Scheune ziemlich dunkel ist. Etwa drei Schritte von der Stelle, wo der Leichnam aufgefunden wurde, steht die vielerwähnte Schaukel und fünf Schritt von der Schaukel die sogenannte Strohschneidemaschine. Nach Besichtigung
Hugo Friedländer: Der Knabenmord in Xanten vor dem Schwurgericht zu Cleve vom 4. bis 14. Juli 1892. W. Startz, 1892 Cleve, Seite 121. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Friedlaender-Der_Knabenmord_in_Xanten_(1892).djvu/121&oldid=- (Version vom 31.7.2018)