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Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 10

von Hundeketten gehört. Sie sei in den Keller gegangen; als sie noch auf den Kellertreppen war, habe sie einen Schuß gehört. Sie sei sofort in das Wohnzimmer des gnädigen Herrn gelaufen und habe dort den gnädigen Herrn zwischen Sofa und Tisch als Leiche liegen sehen. Sie habe niemals etwas bemerkt, was darauf schließen ließ, daß zwischen Rieß und der gnädigen Frau ein Liebesverhältnis bestanden habe. Es sei ihr aber mitgeteilt worden, daß dies eine Frau erzählt habe. Frau Rosengart habe ihr einmal gesagt: mein Mann erlaubt nicht, daß die Fensterläden des Abends geschlossen werden. Wenn nun einmal meinem Manne etwas passiert, dann könnte der Verdacht auf Rieß und mich fallen. Nach dem Morde sei sie von Herrn Adameit nach einem Schraubenzieher geschickt worden. Außerdem habe sie gesehen, daß Frau Rosengart einen Eimer Wasser aus der Küche geholt und in das obere Zimmer getragen habe.

Vors. Es wird nämlich behauptet: Adameit und die Angeklagte seien bemüht gewesen, das Gewehr, mit dem Rosengart erschossen wurde, zu vernichten. Das Gewehr sollte in den Pregel versenkt werden. Vorher sollte aber der Lauf des Gewehrs abgeschraubt werden, zu diesem Zwecke war der Schraubenzieher notwendig. Der Lauf sei deshalb glühend gemacht worden. Um nun die Glut zu löschen, sei der Eimer Wasser notwendig gewesen. – Auf Antrag des Ersten Staatsanwalts und der Verteidiger wurde festgestellt, daß die Zeugin bei ihren verschiedenen Vernehmungen sich vielfach widersprochen habe. Die Zeugin bestritt, gesagt zu haben, daß sie einen Meineid geleistet habe. Das Dienstmädchen Lina Meier habe sie des Meineids bezichtigt. – Verteidiger Justizrat Dr. Sello: Sie haben jedenfalls bei Ihrer ersten Vernehmung, nicht gesagt, daß Sie kurz vor dem Schuß Stimmengeflüster und Kettenklirren im Hofe gehört haben? – Die Zeugin schwieg. – Vert.: Wissen Sie, ob das Stimmengeflüster von Männern oder Frauen ausging? – Zeugin: Das weiß ich nicht. – Die

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Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 10. Hermann Barsdorf, Berlin 1914, Seite 22. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Friedlaender-Interessante_Kriminal-Prozesse-Band_10_(1914).djvu/26&oldid=- (Version vom 31.7.2018)