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Seite:Friedlaender-Interessante Kriminal-Prozesse-Band 10 (1914).djvu/65

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Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 10

dafür? – Zeuge: Als ich die Depesche erhielt, daß mein Schwager erschossen sei, und meine Frau weinte, da sagte ich sofort: das hat Rieß getan. – Vors.: Eine bestimmte Unterlage hatten Sie aber nicht dafür? – Zeuge: Nein. – Verteidiger R.-A. Dr. Lichtenstein: Von wem erhielten Sie die Depesche? – Zeuge: Von Frau Rosengart. – Vors.: Noch in derselben Nacht? – Zeuge: Nein, am folgenden Morgen. – Vors.: Nun erzählen Sie einmal weiter, was Sie hierauf taten? – Zeuge: Ich fuhr am 20. März nach Zögershof, und als ich mir das Fenster ansah, durch das geschossen worden ist, da sagte ich gleich: ich wüßte schon, wen ich verhaften lassen würde. Ich begab mich auch sofort nach Königsberg, sprach hier mit dem Staatsanwalt Dr. Wollenberg und auf dessen Anraten machte ich eine schriftliche Anzeige. – Verteidiger R.-A. Dr. Lichtenstein: Weshalb haben Sie diese Anzeige anonym eingereicht? – Zeuge: Da ich mit dem Staatsanwalt gesprochen hatte, so hielt ich es nicht für nötig, die Anzeige zu unterschreiben. – Verteidiger R.-A. Dr. Lichtenstein: Was veranlaßte Sie, am 20. März nach Zögershof zu fahren? – Zeuge (zum Vorsitzenden): Muß ich dem Herrn Rechtsanwalt antworten? (Heiterkeit im Zuhörerraum.) Vors.: Dann antworten Sie mir. – Zeuge: Wenn ich eine Depesche erhalte, mein Schwager sei erschossen, dann habe ich doch wohl Veranlassung, nach Zögershof zu fahren? Verteidiger R.-A. Dr. Lichtenstein: Wie standen Sie mit Ihrem Schwager Rosengart? – Zeuge: Ganz gut. – Vert.: Sie sollen wegen des Testaments der Mutter des Rosengart mit diesem Auseinandersetzungen gehabt haben? – Zeuge: Das ist richtig, deshalb waren wir aber nicht verfeindet. Der Zeuge bekundete im weiteren auf Befragen des Vorsitzenden: Eines Tages kam Herr Adameit mit Karl Rosengart zu uns nach Allenstein. Adameit erzählte uns: seine Schwester Johanna wolle sich mit einem jungen Referendar verheiraten; dies müsse auf alle Fälle

Empfohlene Zitierweise:
Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 10. Hermann Barsdorf, Berlin 1914, Seite 61. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Friedlaender-Interessante_Kriminal-Prozesse-Band_10_(1914).djvu/65&oldid=- (Version vom 31.7.2018)