Seite:Friedlaender-Interessante Kriminal-Prozesse-Band 1 (1910).djvu/237

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

meinem Weggange erschien plötzlich eine Frau, ergriff den Schirm und fragte: wem der Schirm gehöre. In demselben Augenblick war die Frau mit dem Schirm verschwunden. Nach wenigen Minuten flog der Schirm durchs Fenster an die Stelle, wo er gestanden hatte. – Staatsanwalt: Kam der Schirm durchs offene oder durch das geschlossene Fenster? Zeuge: Das Fenster war geschlossen. – Staatsanwalt: Und die Scheiben gingen nicht entzwei? Zeuge: Nein. Eines Abends hatten wir nach einer bei Frau Rothe abgehaltenen Sitzung noch ein Café am Belle-Allianceplatz besucht. Nachdem wir Platz genommen hatten, sagte ich: ich wundere mich, daß ich noch keinen Apport erhalten habe. Da griff Frau Rothe in die Höhe in eine Vase hinein, die auf dem Sims stand: Sie brachte einen Mohnkuchen zum Vorschein, brach ihn durch und es fiel ein kleines Kreuz heraus. Sie überreichte es mir mit den Worten: „Hier, lieber Bruder, hast du deines.“ – Vors.: War das Kreuz von Blech? Zeuge: Jawohl, es war Blech. (Allgemeine Heiterkeit.) Einmal sagte Frau Rothe im Trance zu mir: „Über Eurem Haupte weht eine schwarze Fahne“. Es ist auch später ein trauriges Familienereignis bei uns eingetreten. – Der nächste Zeuge, Schauspieler Max Berger, bekundete: Ich bin hellsehend. Als ich der ersten Sitzung bei Frau Rothe mit meiner Braut, jetzigen Frau, beiwohnte, hatte ich den Wunsch, einen Apport von verstorbenen Verwandten zu haben. Frau Rothe hielt eine herzerquickende Rede und überreichte mir schließlich von meinem Vater einen Myrtenstrauß, mit dem mein Vater mich und meine Braut segnete. Ich habe deutlich gesehen, wie sich an den Fingerspitzen der Frau Rothe ein Nebel bildete, aus dem der Myrtenstrauß entstand. Der Vater sagte dabei: „Hier, nimm diesen Myrtenstrauß“. Bei einer anderen Sitzung sah ich meine Großmutter mit einer Apfelsine in der Hand, an welcher ein Stengel mit drei bis vier Blättern saß. Ich fragte die Gestalt: „Wer bist du?“ sie antwortete: Du hast mich ja schon geschaut, ich bin deine Großmutter.