Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 2 | |
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– Zeugin: Nein. – Vert.: Sie haben früher gesagt, Sie hatten das Empfinden, daß der Mann, der Ihnen nachgekommen war, geschossen habe? – Zeugin: Dieser Überzeugung bin ich noch heute. – Vert.: Sie haben ferner sogleich nach dem Morde gesagt: es müsse ein Racheakt sein. – Zeugin: Ich war der Ansicht, daß das Pariser Telegramm ein Racheakt war. Als nun Mama erschossen war, sagte ich: nun hat der Rächer seine Rache vollendet. – Vors.: Haben Sie eine bestimmte Person im Verdacht, die den Racheakt ausgeführt haben könnte? – Zeugin: Nein. – Auf weiteres Befragen bemerkte die Zeugin: Sie halte es für ausgeschlossen, daß vom Dienstpersonal ein Racheakt ausgeübt worden sei. Sie hatten einen Diener, Namens Wieland, dieser war aber sehr klein. Sie könne bestimmt versichern, daß nur ein Schuß gefallen sei. – Vors.: Angeklagter, was haben Sie auf die Aussage des Frl. Molitor zu sagen? – Angekl.: Nichts. – Vors.: Sie haben nichts auf die Aussage zu bemerken? – Angekl.: Nein. – Vors.: Angeklagter, Sie haben heute vormittag Andeutungen gemacht, als ob zwischen Ihnen und der Zeugin nähere Beziehungen bestanden haben. Geben Sie jetzt zu, daß die Aussagen des Frl. Molitor wahr sind? – Angekl.: Ich habe nichts dagegen einzuwenden. – Auf weiteres Befragen des Vorsitzenden bemerkte die Zeugin: Sie habe den Hau für einen abnorm klugen, geistig sehr hoch stehenden Mann gehalten. – Auf Befragen des Geh. Hofrats Professor Dr. Hoche bemerkte die Zeugin: Der Angeklagte sei ihr wohl oftmals etwas komisch vorgekommen, sie habe aber keinerlei Wahrnehmungen gemacht, die auf Geistesgestörtheit des Angeklagten hätten schließen lassen. In den ersten Jahren der Verheiratung ihrer Schwester mit dem Angeklagten habe eine gewisse Spannung bestanden. Sie habe lediglich ihrer Schwester geschrieben, den Mann aber niemals grüßen lassen. Man hatte ihm nicht verziehen, daß er ihre Schwester verführt hatte. Es sei erst später zu einem Ausgleich gekommen. Der Angeklagte habe sehr große Ausgaben gemacht. Er habe
Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 2. Hermann Barsdorf, Berlin 1911, Seite 17. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Friedlaender-Interessante_Kriminal-Prozesse-Band_2_(1911).djvu/25&oldid=- (Version vom 1.8.2018)