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Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 2

in Schach gehalten, bis auf sein Hilfegeschrei das Hotelpersonal herbeigeeilt sei und den Räuber festgenommen habe. Er habe ihr ferner erzählt: Der Sultan habe den Wunsch geäußert, seine Frau zu empfangen. Da diese aber nicht kam, habe der Sultan einen Vertreter nach Baden-Baden gesandt, um seine Frau zu bitten, nach Konstantinopel zu kommen. Der deutsche Kaiser habe ihn empfangen wollen, damit er dem Monarchen Vortrag über amerikanische Verhältnisse halte. Auf dem Wege von Konstantinopel nach Wien habe sich ihm mit aller Gewalt eine Dame aufgedrängt. Diese mußte er mit vielem Gelde unterstützen, obwohl er deren Anerbietungen abgelehnt hatte. Er trug 5000 Franken bei sich. Auf ihre (der Zeugin) Frage, weshalb er so viel Geld bei sich trage, sagte er: Jawohl, das muß ich tun. Wenn ich Brillanten sehe, die mein Gefallen erregen, dann kaufe ich sie meiner Frau, wenn sie auch mehrere tausend Mark kosten. – Dienstmädchen Marie Bechle: Sie habe sofort, als sie ans Telephon trat, mit voller Bestimmtheit die Stimme des Dr. Hau erkannt und habe dies auch sogleich der Medizinalrätin mitgeteilt. – Auf nochmaligen Vorhalt des Vorsitzenden bemerkte der Angeklagte: Ich habe bezüglich meines Aufenthalts in Baden-Baden vieles zugegeben, um nicht nach Baden-Baden transportiert zu werden. Ich kann aber nicht zugeben, daß ich am 6. November 1906 meine Schwiegermutter mittelst Fernsprecher nach dem Postamt bestellt habe. Ich verweigere im übrigen bezüglich meines am 6. November in Baden-Baden geschehenen Aufenthalts jede Erklärung. – Untersuchungsrichter Amtsrichter Dr. Ritter bekundete als Zeuge: Der Angeklagte habe zunächst alles bestritten, schließlich aber gesagt: er wolle Tatsachen, die durch Zeugen bewiesen werden können, nicht bestreiten, nur über Motive lehne er jede Erklärung ab. Er gab schließlich auf Vorhalt zu, in Frankfurt gewesen zu sein, sich dort einen falschen Bart und Perücke haben anfertigen lassen, am 6. November 1906 in Baden-Baden gewesen zu sein, dort auf einer Bank in der Kaiser Wilhelm-Straße

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Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 2. Hermann Barsdorf, Berlin 1911, Seite 25. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Friedlaender-Interessante_Kriminal-Prozesse-Band_2_(1911).djvu/33&oldid=- (Version vom 1.8.2018)