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Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 4

„Iduna“ gefunden habe. Von dem Morde habe Lenz nicht gesprochen. – Frau Grimm machte eine ähnliche Aussage. – Schuldiener Friedrich Schmidt: Er sei Schuldiener in der in der Ackerstraße belegenen Mädchenschule. Dort treiben sich, sobald die Mädchen die Schule verlassen, oftmals junge Leute umher. Eines Tages im Juni d. Js. habe er auf dem Hofe des Schulgebäudes einen jungen Mann ohne Schnurrbart in auffälliger Weise stehen sehen. Dieser Mann habe dem Angeklagten nicht ähnlich gesehen. – Fräulein Schade: Sie habe früher mit der Liebetruth und Berger in einem Hause gewohnt. Berger sei zu der Liebetruth sehr gut gewesen. Einmal habe die Liebetruth von Berger 10 Mark gefordert. Berger habe gesagt, er habe selbst nichts, er werde ihr aber die 10 Mark geben. – Vors.: Wie kam die Liebetruth dazu, von Berger 10 Mark zu fordern? – Zeugin: Die Liebetruth sagte zu Berger, wenn du mir die 10 Mark nicht gibst, dann laß ich dich „alle“ werden. – Vors.: Was meinte die Liebetruth damit? – Zeugin: Sie meinte, sie wolle ihn ins Gefängnis bringen. Berger schimpfte auf „das Weib“, gab ihr aber die zehn Mark. – Vors.: Wissen Sie wegen welchen Verbrechens die Liebetruth den Berger anzeigen wollte? – Zeugin: Nein. – Verteidiger: Ist es nicht üblich unter den Prostituierten, sich gegenseitig „Weib“ zu nennen? – Zeugin: Allerdings. – Verteidiger: Ist Ihnen bekannt, daß sich Berger an kleine Mädchen herangedrängt hat? – Zeugin: Nein. – Verteidiger: Ist Ihnen bekannt, daß Berger ganze Anzüge verschenkt hat? – Zeugin: Das weiß ich nicht. – Schneider Röhricht: Berger hatte bei ihm ein Zimmer gemietet und monatlich 3 Mark bezahlt, obwohl er niemals bei ihm gewohnt habe. Er sagte: er schlafe bei seiner Braut, er müsse aber anderswo gemeldet sein. – Vors.: Er zahlte Ihnen also für das bloße Melden monatlich drei Mark. – Zeuge: Jawohl. – Vors.: Konnten Sie das Zimmer anderweitig vermieten?

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Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 4. Hermann Barsdorf, Berlin 1911, Seite 24. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Friedlaender-Interessante_Kriminal-Prozesse-Band_4_(1911).djvu/28&oldid=- (Version vom 1.8.2018)