Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 7 | |
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des Behrendt genau erkennen, im Monat Januar gegen 6 Uhr morgens ist es doch noch sehr dunkel? Darauf antwortete er mir: Ich war schon mehrere Stunden gegangen, mein Auge hatte sich bereits an die Dunkelheit gewöhnt. — Der hierauf in den Saal gerufene Mankowski bekundete auf Befragen des Vorsitzenden: Angeschrien oder gedroht haben ihm die zwei Polizeibeamten nicht, er könne aber nicht genau sagen, ob es Behrendt gewesen ist. Der Zeuge gab im übrigen die Aussage der Polizeibeamten als richtig zu, allein genau wisse er dennoch nicht, ob er Behrendt gesehen habe. — Vors.: Sie haben doch aber, als Sie von dem Herrn Kriminalkommissar vernommen wurden, ausgerufen: „O Gott, o Gott, ich habe gelogen"; wenn Sie Gott anrufen, sagen Sie dann die Wahrheit? — Zeuge: Ja. — Vert: Hat der Zeuge den Brief, bezüglich dessen ich gestern die Ladung des Grzona beantragte, vor seiner Vernehmung bei dem Kriminal-Kommissar Höft erhalten? — Zeuge: Ja. — Vors.: Sind Sie mit Josephsohn befreundet? — Zeuge: Nein. — Vors.: Nun, was dachten Sie sich, als Ihnen Ihre Mutter schrieb: „Josephsohn läßt grüßen"? — Zeuge: Ich habe gelacht, im übrigen das nicht geglaubt. — Vors.: Hatten Sie sich denn mit Ihrer Mutter besprochen, was Sie aussagen wollen? — Zeuge: Nein. — Vors.: Sie sagten früher, der Mann hatte im Rücken seines Pelzes einen Schlitz. — Zeuge: Ja, das habe ich damals wohl gesagt, ich erinnere mich aber nicht mehr, ob ich dies in der Tat wahrgenommen habe. — Arbeiter Grzona bestätigte die gestern mitgeteilte Behauptung des Verteidigers; in dem Briefe habe nicht gestanden: „Josephsohn", sondern „Sohn läßt grüBen“. — Es wurde festgestellt, daß es in Skurcz üblich ist, anstatt „Josephsohn" auch „Sohn“ zu sagen. — Frau Mankowski wußte über den Brief keine Auskunft zu geben. — Schächter Blumenheim: Als ich kurze Zeit vor dem Morde nach Skurcz kam, bin ich einmal bei Behrendt vorübergegangen, als letzterer gerade vor der Tür stand. Da
Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 7. Hermann Barsdorf, Berlin 1912, Seite 106. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Friedlaender-Interessante_Kriminal-Prozesse-Band_7_(1912).djvu/110&oldid=- (Version vom 6.4.2023)