Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 7 | |
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rief Behrendt: „Nun ist schon wieder ein neuer Jude in Skurcz; anstatt daß die Juden weniger werden, werden sie immer mehr." Der Angeklagte hat außerdem antisemitische Schriften im Dorfe verbreitet, auch im Wirtshause öffentlich vorgelesen. Zilinski hat einmal gesagt: „Mankowski ist ein sehr beredter Zeuge; wenn ich will, wird morgen Hermann Josephsohn aus der Haft entlassen. Wenn ich aber nicht will, muß er im Gefängnis verfaulen." Ich bin am Montag Morgen vor dem Morde nach Pr. Stargardt gegangen und erst am Dienstag zurückgekehrt. Ich hörte, daß Behrendt schon einige Tage vorher bei mir gewesen sei und gesagt hat: ich solle nur zu Hause bleiben, er wolle in den nächsten Tagen ein Rind „koscher" schlachten lassen. Am Morgen des 22. Januar 1884 ist Behrendt in meiner Abwesenheit wiederum bei mir gewesen und hat mich zu sich bestellt, bei ihm ein Rind zu schlachten, er hat das Rind aber nicht bei mir schlachten lassen. — Sanitätsrat Dr. Merner (Pr.-Stargardt) gab noch einmal eine genaue Schilderung von der Art, wie der Ermordete zugerichtet gewesen ist. — Departementstierarzt Dr. Hertel (Danzig): Wenn der Angeklagte schon seit 16 Jahren in der Fleischerei tätig und seit 10 Jahren selbständig ist, dann kann er sehr wohl die geschilderte Operation ausgeführt haben. — Fleischermeister Annacker (Danzig): Möglich ist wohl, daß ein Fleischer die geschilderte Operation ausgeführt hat, aber das kann nur ein Zufall sein, im allgemeinen kann ein Fleischer eine solche Geschicklichkeit nicht entwickeln. — Auf Befragen des Vorsitzenden bemerkte Sanitätsrat Dr. Merner: Die Operation konnte nicht in der Dunkelheit ausgeführt werden. — Departementstierarzt Dr. Hertel hielt es für möglich, daß die Operation auch im Dunkeln ausgeführt worden sei. —Hermann Josephsohn : Er habe vor etwa 15 Jahren, also bis zu seinem 14. Lebensjahre, bei seinem Großvater, der Fleischer gewesen, in der Fleischerei geholfen, seit dieser Zeit sei er niemals in irgendeiner Weise
Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 7. Hermann Barsdorf, Berlin 1912, Seite 107. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Friedlaender-Interessante_Kriminal-Prozesse-Band_7_(1912).djvu/111&oldid=- (Version vom 6.4.2023)