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Seite:Friedlaender-Interessante Kriminal-Prozesse-Band 7 (1912).djvu/214

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Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 7

bemerke jedoch, daß ich zunächst alle Verhafteten uneidlich vernommen habe. Bei Palm hätte ich am allerwenigsten nötig gehabt, Drohungen anzuwenden, denn dieser erzählte mir sehr viel. Wenn er nicht gleich etwas wußte, dann dachte er nach und erzählte mir immer wieder etwas neues. – Vors.: Zeuge Palm, Sie haben bei einer Ihrer früheren Vernehmungen gesagt: Sie hätten nicht so viel erzählt, wenn Sie nicht einen Eid geleistet hätten? – Zeuge: Das ist wahr. – Vors.: Dann haben Sie also die volle Wahrheit gesagt? – Zeuge: Jawohl. – Auf Befragen des Vorsitzenden erzählte Küchler: Da die Explosion zum ersten Male nicht erfolgt sei, so habe ihm Rupsch ein Stück Schwamm, das angebrannt war, gebracht, um ihm zu zeigen, daß der Schwamm zu naß gewesen sei. – Vors.: Rupsch, ich habe Ihnen schon einmal vorgehalten, daß es sehr unwahrscheinlich ist, daß Sie die Zündschnur mittelst einer kalten Zigarre angeschwärzt haben, um den Küchler glauben zu machen, daß die Schnur angebrannt, aber wegen zu großer Nässe wieder erloschen sei? – Rupsch: Das ist aber doch wahr. – Vors.: Küchler, können Sie das dem Rupsch ins Gesicht sagen? – Küchler (zu Rupsch gewendet): Das, was ich gesagt habe, ist wahr. – Rupsch: Dann lügst du. – Reinsdorf: Ich richte an den Zeugen Palm die Frage, woher er die 40 Mark, die er dem Küchler gegeben, genommen hat? Ich behaupte nämlich, die 40 Mark waren von der Polizei? – Vors.: Sie haben nur Anträge zu stellen, ich will jedoch den Zeugen fragen: ob er hierüber Auskunft geben will? – Palm: Ich verweigere hierüber die Aussage, da ich sonst eventuell selbst mit reinkommen kann. – Reinsdorf: Ich bin befriedigt. – Der nächste Zeuge war Färber Külpmann (Barmen). An diesen war folgender Brief angelangt:

„Newyork, den… 1884. Werte Freunde und Genossen! Ich will Euch hiermit benachrichtigen, daß ich den Brief bekommen habe von Euch, ich habe ihn direkt besorgt. Genosse J. M. ist jetzt nicht in Newyork. Er macht eine

Empfohlene Zitierweise:
Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 7. Hermann Barsdorf, Berlin 1912, Seite 210. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Friedlaender-Interessante_Kriminal-Prozesse-Band_7_(1912).djvu/214&oldid=- (Version vom 23.7.2024)