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Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 9

Ministers den blonden Zopf abgeschnitten hatte. Der 29jährige Mann gestand ein, daß er bereits 21 Zöpfe in Buenos Aires geraubt habe. Auf die Frage, was er mit den Zöpfen mache, erklärte er, daß er das Haar zu Hause immerfort küsse, es an Wange und Nase drücke und sich an dem Duft des Haares berausche. Er sei ungemein unglücklich über seine krankhafte Veranlagung und bitte dringend, ihn dauernd in einer Anstalt zu internieren.

In dem gegen ihn eingeleiteten Strafverfahren bekundeten die als Sachverständige geladenen argentinischen Ärzte, daß der Angeklagte an einem vorgerückten Grade von Fetischismus leide. Sie traten für die Internierung des Kranken ein, da ihn unleugbar seine Neigung, obgleich sie mit einer hervorragenden Intelligenz zusammengehe, nichtsdestoweniger ungeeignet mache, sich in der Gesellschaft zu bewegen. Außerdem sei er gegen seine Krankheit widerstandslos. Das Gericht in Buenos Aires schloß sich den Gutachten der Sachverständigen an und sprach die Überführung des Ingenieurs Stoß nach dem Hospiz de las Mercedes aus.


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Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 9. Hermann Barsdorf, Berlin 1913, Seite 292. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Friedlaender-Interessante_Kriminal-Prozesse-Band_9_(1913).djvu/296&oldid=- (Version vom 1.8.2018)