Hugo Friedländer: Kulturhistorische Kriminal-Prozesse der letzten vierzig Jahre, Band 1 | |
|
gesteckt, die Hände auf den Rücken gebunden, alsdann Getreide zusammengerafft und danach die Mühle in Brand gesteckt. Nachdem die Männer sich entfernt hatten, habe er, um nicht zu verbrennen, sich bis zur Tür geschleift, mit dem Fuß die offengelassene Tür geöffnet und sich zur Erde fallen lassen.
Und in der Tat, die Kleider des jungen Mannes brannten bereits, als die Feuerwehr hinzukam. Fünf Minuten später wäre der Ueberfallene nicht mehr zu retten gewesen.
Auf die Frage des Bürgermeisters, ob er denn die Männer nicht erkannt habe, sagte er: Es sei ein großer und ein kleiner Mann gewesen. Den großen habe er nicht erkennen können, den kleinen habe er genau erkannt. „Das war der Mühlknappe Schrader.“ Die Frage des Bürgermeisters, ob er sich die Kleidung der Männer gemerkt habe, verneinte er, er wisse aber genau, daß Schrader eine weiß und rot karierte Barchentjacke getragen habe. Der Bürgermeister begab sich sogleich mit zwei Polizeisergeanten in die Wohnung des Mühlknappen Schrader. Dieser war wohl ein bisher vollständig unbescholtener Mann, der sich des besten Leumunds erfreute, er war aber vierzehn Tage vorher von dem betreffenden Mühlenbesitzer aus Anlaß von Lohnstreitigkeiten aus der Arbeit entlassen worden. Schrader beteuerte seine Unschuld und leugnete in seiner Angst, eine rotweiß karierte Barchentjacke zu besitzen. Eine solche wurde aber in seiner Behausung gefunden.
Hugo Friedländer: Kulturhistorische Kriminal-Prozesse der letzten vierzig Jahre, Band 1. Continent, Berlin 1908, Seite 19. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Friedlaender-Kulturhistorische_Kriminal-Prozesse-Band_1_(1908).djvu/19&oldid=- (Version vom 31.7.2018)