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Hugo Friedländer: Kulturhistorische Kriminal-Prozesse der letzten vierzig Jahre, Band 1

zu Rate zu ziehen, sie wolle doch noch nicht sterben, da sie so sehr an ihren herzigen Kindern hänge. Auch sie seien vor dem Vater auf die Knie gesunken und hätten ihn himmelhoch gebeten, doch ihre herzensgute Mutter nicht sterben zu lassen und einen Arzt zu holen. Der Vater sei aber hart geblieben. Die Mutter habe kurz vor ihrem Verscheiden geschrien: es erscheine ihr alles ganz rot vor den Augen. – Schechtel stellte mit großer Entschiedenheit in Abrede, seine beiden Frauen vergiftet zu haben. Die Geschworenen erlangten jedoch die volle Ueberzeugung von seiner Schuld und verurteilten ihn zum Tode.


Die Menschenfalle vor Gericht.

Im Herbst 1889 wurden die Bewohner der im Stadtteile Moabit belegenen Birkenstraße recht unsanft aus dem Schlafe geweckt. Dichter Qualm und eine mächtige Flamme drangen aus einem kleinen Zigarrenladen. Noch ehe die Feuerwehr eintraf, war der Laden vollständig ausgebrannt. Den Bemühungen der Wehr gelang es, das Feuer nach kurzer Zeit zu dämpfen.

Sehr bald wurde festgestellt, daß der Besitzer des Ladens, der frühere Gürtler Johannes Bobbe, ein mehrfach mit Zuchthaus bestrafter Mann war. Diesem war es gelungen, ein sehr

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Hugo Friedländer: Kulturhistorische Kriminal-Prozesse der letzten vierzig Jahre, Band 1. Continent, Berlin 1908, Seite 69. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Friedlaender-Kulturhistorische_Kriminal-Prozesse-Band_1_(1908).djvu/69&oldid=- (Version vom 31.7.2018)