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Hugo Friedländer: Kulturhistorische Kriminal-Prozesse der letzten vierzig Jahre, Band 1

wegen vorsätzlicher Brandstiftung zu verantworten. Er wurde wegen dieses Verbrechens zu acht Jahren Zuchthaus und zehn Jahren Ehrverlust verurteilt. Bobbe bestritt mit großer Entschiedenheit, seinen Laden vorsätzlich in Brand gesetzt und auch die Menschenfalle zur Ausführung von Verbrechen angelegt zu haben. Seine brave Frau, die von den Manipulationen Bobbes keine Ahnung hatte, ging zu ihrer alten Herrschaft zurück, wo sie mit offenen Armen aufgenommen wurde.

Im Frühjahr 1901 errichtete Bobbe in der Belle-Alliance-Straße, in der Nähe des Kreuzberges, wiederum ein Zigarrengeschäft. Nebenbei betrieb er das Gewerbe eines Grundstücks- und Hypothekenmaklers. Dadurch wurde er mit einem Hausbesitzerehepaar in Mariendorf bekannt. Als am 6. Mai 1901 die Kinder des Ehepaares mittags aus der Schule kamen, fanden sie ihre Eltern als Leichen. Sie waren ermordet und beraubt.

Der Verdacht der Täterschaft fiel sofort auf Bobbe, der kurz vorher im Hause des Verbrechens gesehen worden war. Unverzüglich eilten Polizeibeamte nach der Belle-Alliance-Straße, um den verruchten Mörder zu verhaften. Dieser riß sich jedoch los und jagte die Belle-Alliance-Straße entlang nach dem Halleschen Tor zu. Er sprang auf einen elektrischen Straßenbahnwagen und schoß sich mit einem Revolver eine Kugel in den Kopf, die ihn auf der Stelle tötete.


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Hugo Friedländer: Kulturhistorische Kriminal-Prozesse der letzten vierzig Jahre, Band 1. Continent, Berlin 1908, Seite 71. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Friedlaender-Kulturhistorische_Kriminal-Prozesse-Band_1_(1908).djvu/71&oldid=- (Version vom 1.8.2018)