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Hugo Friedländer: Kulturhistorische Kriminal-Prozesse der letzten vierzig Jahre, Band 1

Verlag Continent G. m. b. H., Berlin W. 50


 
In Seligkeit und Sünden
5. Tausend Verse von Marie Madeleine
broschiert Mk. 3,– gebunden Mk. 4,–
 
Wir lassen hier das schelmische Einleitungsgedicht folgen:
 
An den Leutnant vom Bronnen.
Hinter-Indien.
Mon cher,

Ich wollte mir das Dichten abgewöhnen,
Denn so erotisch dichten, das ist Sünde!
Auch lieb’ ich nicht, daß alte Tanten stöhnen:
„O wie entsetzlich! Nein, wie ich das finde!“
Und manche fragt, indes sie scheu erbebt:
„Ach, haben Sie das alles selbst erlebt?“ –

Ich werde ja bei solchen klugen Fragen,
Da ich ein edler Mensch bin, nicht mal bös’,
Doch pflege ich wahrheitsgemäß zu sagen:
Selbst zu erleben find’ ich ruinös!
Ich wärm’ nur gern ein bißchen mir die Hände
Am roten Feuer fremder Liebesbrände“.

Und drum, mein Freund, hab ich so gern gehört,
Wenn Sie erzählten von der Liebe Tosen,
Von all der Leidenschaft, die sie verheert,
Und von der Dame mit den Tuberosen, –
Von ihren so verschied’nen Liebeslaunen,
All jenen Blonden, Schwarzen, Roten, Braunen.

In meiner Seele klang noch lange fort
Des großen Liebesstromes wildes Schäumen, –
Und endlich sagte ich das kühne Wort:
„Erleben Sie, mein Freund, ich werde reimen.
Wenn Sie nach Hinter-Indien heimgefahren,
Dann laß ich drucken Ihre Memoiren!“ –

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Hugo Friedländer: Kulturhistorische Kriminal-Prozesse der letzten vierzig Jahre, Band 1. Continent, Berlin 1908, Seite 78. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Friedlaender-Kulturhistorische_Kriminal-Prozesse-Band_1_(1908).djvu/78&oldid=- (Version vom 1.8.2018)