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§ 79.
Die Wiederkunft Christi der vorläufige Abschluß der Geschichte.

 Wir haben aber zwischen jetzt und dem schließlichen Ende einen vorläufigen Abschluß der Geschichte zu erwarten, nämlich:

 Die erste Wiederkunft Christi zur Vertilgung des Antichrists und zur Aufrichtung seines Reiches im letzten Jahrtausend der Weltgeschichte.

 Der Gegenstand dieser Hoffnung ist uns der Zeit nach näher liegend. Ohne diese erste Wiederkunft würde kein Abschluß der Geschichte, keine Auswirkung der in ihr waltenden satanischen, ungöttlichen Potenzen, kein innerzeitlicher, innergeschichtlicher Triumph des Guten stattfinden, keine Entscheidung im Diesseits erfolgen. Unentwirrt, unausgeschieden, unausgetragen würde alles sein und das hereinbrechende Gericht würde ohne die erste Wiederkunft nur einen äußeren Abschluß bilden. Das, was gewoben ist auf dem Webstuhl der Zeit, dies Stück gottgewirkter Geschichte, würde wie ein gordischer Knoten einfach durchhauen werden, falls kein Abschluß der Entwicklung einträte. Wenn man es nicht wüßte, müßte man es schließen, daß die Mächte des Guten und Bösen sich immermehr entfalten und daß es zu einer Entscheidung kommen müsse. Wenn die Geschichte der Welt verläuft, wie wir es in der Offenbarung sehen, so haben wir eine vollständige Auswirkung der in der Welt enthaltenen Potenzen. Es kommt das Böse zu seiner satanischen Entfaltung im Antichrist und seinem Sieg und Regiment, es kommt aber auch das Gute in der Aufrichtung des herrlichen Reiches Christi zum Triumph. So ist ein gotteswürdiger Abschluß in der Geschichte erreicht. – Was dann die richtige Vorstellung von dem durch Christi erste Wiederkunft herbeigeführten Zustand anlangt, so ist zu sagen, daß auch dann noch die Sünde vorhanden sein wird, aber ohne Einfluß des Teufels. Auch der Tod wird vorhanden sein, aber der Menschen Natur wird wiederhergestellt zu ihrer anfänglichen Kraft, so daß auch die Lebensmaße der Väter der Vorzeit wiederzukehren scheinen. Es ist infolgedessen möglich und kommt zur Erscheinung die höchste Blüte und Vollendung alles Guten in der sichtbaren Kirche. Die sichtbare Kirche deckt sich dann so weit als möglich mit der unsichtbaren, sie stellt sich dann in der Reichsform, Theokratie, Christokratie dar. Das jüdische Volk und der Thron Davids werden wiederhergestellt und ebendadurch wird der Kirche, dem Volk Gottes die Reichsgestalt gegeben.