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ihm meine Umstände. Derselbe erkannte mit mir die Treue unsers Heylandes, wie Er sich so erstaunlich nach dem Verlornen umsieht. Er gab mir auch die Geschichte unsers HErrn aus den 4 Evangelisten mit nach Hause. Den folgenden Tag las ich darinn, u. während dem Lesen sahe ich immer den Heyland einen Blick auf mich werfen, welches mir eine Zähre um die andere auspreßte. Endlich da ich die Geschichte von der Maria Magdalena in des Pharisäers Haus gelesen, konte ich mich so recht mit ihr zu Seinen Füssen werfen. Mein Herz zerfloß in Thränen u. wolte beynahe zerspringen. Ich krigte völlige Absolution, u. sahe Ihn gleich, wie Er für meine Noth am Creuze sich so milde geblutet hat zu Tod. Wie mir dabey zu Muthe gewesen u. noch ist, kan ich nicht aussprechen. Es ist mir eben, als wenn Er für mich allein geschlachtet, für mich allein Sein Blut vergoßen u. mein Ein u. Alles ist u. bleiben wird. Von der Stunde an ist auch das Fieber weggeblieben.

Theures Geschwister! Ich war nun

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: Gemein-Nachrichten 1765,1.. , Herrnhut 1765, Seite 50. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:GN.A.109_Gemein-Nachrichten_1765,1.pdf/58&oldid=- (Version vom 19.11.2023)