Zum Inhalt springen

Seite:GN.A.171 Gemein-Nachrichten 1774,3.pdf/376

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

die jüngste noch lebende ist vorm Jahr an unsern Bruder Prozzen verheyrathet worden, u. sie hatte noch die Freude ein Enckel Töchtergen zu erleben. Die vorgedachte Gnaden-Zeit ist ihr so wie vielen andern unsrer theils noch lebenden, theils schon vollendeten Böhmischen Geschwistern eine wahre Erledigung aus den Banden gewesen, da sie Gnade in Jesu Blut als eine Sünderin gesucht u. gefunden hat. Allein sie verlor diese Sünder-Spur, u. der Heiland erreichte nicht ganz seinen Zweck mit ihr. Er aber, der alles, auch das verborgen bleibende weiß, u. sie nicht wollte verloren gehen laßen, wußte Mittel, da es mit Liebe nicht ging, sie genau zu nehmen, u. zur Erkenntniß u. Reue über ihren untreuen Gang zu bringen, welches ihr freylich tiefe, aber heilsame Schmerzen machte. Sie war schon Jahr u. Tag sehr schwach, u. oft zum Heimgehen Kranck; hatte da viele Zeit u. Gelegenheit mit dem Heiland aus zu reden, u. man traf sie oft darinn an. Als ihr Enckelgen am 28tn Aug. 1773. heimgegangen war, sagte sie: ich werde wol balde folgen. U. als sie das Leichlein am 30ten zum Begräbniß beschickten, überfiel sie eine Schwäche, u. kaum konnten ihre Kinder herein gerufen werden, so hatte schon ein Schlagfluß sie zur ewigen Ruhe befördert.

Empfohlene Zitierweise:
: Gemein-Nachrichten - Beylagen 1774,3. , Herrnhut 1774, Seite 372. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:GN.A.171_Gemein-Nachrichten_1774,3.pdf/376&oldid=- (Version vom 21.8.2024)