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Seite:GN.A.171 Gemein-Nachrichten 1774,3.pdf/439

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nicht zu verläugnen, nach Gottes Wort zu leben, u. dem HErrn Jesu bis ans Ende treu zu bleiben. Er segnete uns darauf mit Handauflegung, u. that noch ein Gebet, dadurch wir so hingenommen wurden, daß wir anfingen laut zu weinen, u. der Pfarr weinete mit uns.

Dieses war das erstemal, daß ich im Gefühl der Gnade weinte. Dieses selige Gefühl hatte ich auch beym ersten AbendMahl am Charfreytag. Ich faßte dann den Entschluß, recht fromm zu werden; aber das Verderben regte sich bald in mir, u. ich gewann die Sünde u. die Lust zur Welt lieb. Jedoch fühlte ich dabey Bestrafung im Herzen, u. ich versprach oft dem lieben Gott, mein Leben zu ändern. Da ich 17 Jahr alt war, begab ich mich bey einem Schneider in die Lehre, weil ich glaubte, ich würde da weniger Reizung zum Bösen haben. Nach einem halben Jahr aber ging mein Meister aus der Zeit, u. ich kam zum Schulmeister des Dorfes, der auch ein Schneider war. Nach 14 Tagen ging mein Vater u. bald darauf auch meine Mutter aus der Zeit. Nun war ich in sehr betrübten Umständen. Ich hatte einen älteren Bruder u. Schwester, die aber ihr Brod nicht verdienen konnten; jedoch

Empfohlene Zitierweise:
: Gemein-Nachrichten - Beylagen 1774,3. , Herrnhut 1774, Seite 435. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:GN.A.171_Gemein-Nachrichten_1774,3.pdf/439&oldid=- (Version vom 22.9.2024)