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Windeck berichtet worden, daß sich im Kirchspiel außer den Dörfern Gierzhagen, Rommenhagen, Mittel und Spurkenbach, so nah Dattenfeld gehörten, nur 26 katholische Personen, deren fünf im Kirchspiel geboren und sich zu solcher Religion begeben, die übrigen aber aus den Kirchspielen Morsbach, Dattenfeld und anderen fremden Orten dahin verzogen seien, und zwei Calvinische Personen aus dem Homburgischen befunden hätten. — Allmälig war die Zahl der Katholiken auf 30 bis 40 gestiegen — es werden 6 bis 8 Familien angegeben —, und das General-Vicariat in Cöln hatte es für gut befunden, in Rosbach, wie an andern fast rein evangelischen Orten, eine katholische Mission zu errichten, welche von Leuscheid aus bedient wurde. Schon 1728 werden in Folge dieser Einrichtung Beschwerden über verschiedene Receßwidrigkeiten nothwendig; 1735 aber beginnt der katholische Missionar Fischer von Leuscheid sogar auf dem Rosbacher Kirchhof der Mittelthür der Kirche gegenüber Kinderlehre zu halten und dadurch den evangelischen Gottesdienst zu stören. 1736 wiederholte er diese Ungebührlichkeit, und 1740 macht er sogar den allerdings vereitelten Versuch, sich der Geilhauser Capelle zu bemächtigen. So war denn die Fackel confessionellen Haders in Rosbach entzündet, welche erst zu Wirths Zeit allmälig zu erlöschen anfing. Es ist eine unerquickliche Zeit des Streites, in welcher wir sogar rohen Thätlichkeiten, Schlägereien und dergleichen begegnen. Hartmann tritt muthig und mannhaft für die Wahrung der Rechte und des Glaubens seiner Gemeinde ein. Mit dem katholischen Pfarrer von Dattenfeld Dücker führt er einen Prozeß wegen ungebührlicher Ansprüche, welche derselbe an die evangelischen Bewohner seines Kirchspiels bei Trauungen und der Ertheilung von Losbriefen erhebt. Die Anmaßungen des Missionars Fischer weist er mit aller Entschiedenheit zurück, und als derselbe Veranstaltungen trifft, bei der Einweihung der neuerbauten Katholischen Capelle am Michaelistage 1745 über die Grenzen des durch den Religionsvergleich Erlaubten hinauszugehen, läßt Hartmann und sein Kirchenvorstand sofort unterm 27. September feierlich dagegen Protest erheben. Dieser Protest mußte später von Wirth mehrere Male wieder aufgenommen werden und wurde unter Aufzählung verschiedener Klagepunkte über Receßwidrigkeiten seitens der Katholiken sowohl an des Churfürsten Durchlaucht, als auch an des Königs von Preußen Majestät gebracht; aber erst nach und nach lernte man die gegenseitigen Rechte und Pflichten beider Gemeinden in ihrer genauen Begrenzung respektiren.

Unter solchem Kämpfen nach außen vernachlässigte Hartmann keineswegs die inneren Gemeindeangelegenheiten. Er ordnete vielmehr, so viel er konnte, wo etwas zu ordnen war, wie

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Josua Julius Garschagen: Die evangelische Gemeinde Rosbach a. d. Sieg. Albert Pfeiffer, Solingen 1884, Seite 22. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:GarschagenRosbach1884.pdf/22&oldid=- (Version vom 6.4.2021)