Seite:Geistliche Oden und Lieder-Gellert.djvu/118

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

     Wenn in deiner letzten Noth

20
Freunde hülflos um dich beben;

Dann wird über Welt und Tod
Dich dieß reine Herz erheben;
Dann erschreckt dich kein Gericht;
Gott ist deine Zuversicht.

25
     Daß du dieses Herz erwirbst,

Fürchte Gott, und bet und wache.
Sorge nicht, wie früh du stirbst;
Deine Zeit ist Gottes Sache.
Lern nicht nur den Tod nicht scheun,

30
Lern auch seiner dich erfreun.


     Ueberwind ihn durch Vertraun,
Sprich: Ich weis, an wen ich gläube,
Und ich weis, ich werd ihn schaun
Einst in diesem meinem Leibe.

35
Er, der rief: Es ist vollbracht!

Nahm dem Tode seine Macht.

     Tritt im Geist zum Grab oft hin,
Siehe dein Gebein versenken;
Sprich: Herr, daß ich Erde bin,

40
Lehre du mich selbst bedenken;

Lehre du michs jeden Tag
Daß ich weiser werden mag!

Empfohlene Zitierweise:
Christian Fürchtegott Gellert: Geistliche Oden und Lieder. Weidmannische Handlung, Leipzig 1757, Seite 94. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geistliche_Oden_und_Lieder-Gellert.djvu/118&oldid=- (Version vom 1.8.2018)