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Wider den Aufschub
der Bekehrung.

Willst du die Buße noch, die Gott gebeut, verschieben:
So schändest du sein Wort, und mußt dich selbst nicht lieben.
Ist deine Besserung nicht deiner Seele Glück?
Und wer verschiebt sein Heil gern einen Augenblick?

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     Allein wie schwer ists nicht, sein eigen Herz bekämpfen,

Begierden widerstehn, und seine Lüste dämpfen?
Ja, Sünder, es ist schwer; allein zu deiner Ruh
Ist dieß der einzge Weg. Und dem entsagest du?

     Ist deine Pflicht von Gott, wie kannst du sie vergessen?

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Nach deinen Kräften selbst hat er sie abgemessen.

Was weigerst du dich noch? Ist Gott denn ein Tyrann,
Der mehr von mir verlangt, als ich ihm leisten kann?

Empfohlene Zitierweise:
Christian Fürchtegott Gellert: Geistliche Oden und Lieder. Weidmannische Handlung, Leipzig 1757, Seite 95. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geistliche_Oden_und_Lieder-Gellert.djvu/119&oldid=- (Version vom 1.8.2018)