Seite:Geistliche Oden und Lieder-Gellert.djvu/38

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

     Wie hab ich diesen Tag mein eigen Herz regieret?
Hat mich im Stillen oft ein Blick auf Gott gerühret?

15
Erfreut ich mich des Herrn, der unser Flehn bemerkt?

Und hab ich im Vertraun auf ihn mein Herz gestärkt?

     Dacht ich bey dem Genuß der Güter dieser Erden
An den Allmächtigen, durch den sie sind und werden?
Verehrt ich ihn im Staub? Empfand ich seine Huld?

20
Trug ich das Glück mit Dank, den Unfall mit Geduld?


     Und wie genoß mein Herz des Umgangs süsse Stunden?
Fühlt ich der Freundschaft Glück, sprach ich, was ich empfunden?
War auch mein Ernst noch sanft, mein Scherz noch unschuldsvoll?
Und hab ich nichts geredt, das ich bereuen soll?

Empfohlene Zitierweise:
Christian Fürchtegott Gellert: Geistliche Oden und Lieder. in der Weidmannischen Handlung, Leipzig 1757, Seite 14. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geistliche_Oden_und_Lieder-Gellert.djvu/38&oldid=- (Version vom 1.8.2018)