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Gelassenheit.

Was ists, daß ich mich quäle?
Harr Seiner, meine Seele,
Harr, und sey unverzagt!
Du weist nicht, was dir nützet;

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Gott weis es, und Gott schützet,

Er schützet den, der nach ihm fragt.

     Er zählte meine Tage,
Mein Glück und meine Plage,
Eh ich die Welt noch sah.

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Eh ich mich selbst noch kannte,

Eh ich ihn Vater nannte,
War er mir schon mit Hülfe nah.

     Die kleinste meiner Sorgen
Ist dem nicht unverborgen,

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Der alles sieht und hält;

Und was er mir beschieden,
Das dient zu meinem Frieden,
Wärs auch die größte Last der Welt.

     Ich lebe nicht auf Erden,

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Um glücklich hier zu werden;

Die Lust der Welt vergeht.
Ich lebe hier, im Seegen
Den Grund zum Glück zu legen,
Das ewig, wie mein Geist, besteht.

Empfohlene Zitierweise:
Christian Fürchtegott Gellert: Geistliche Oden und Lieder. in der Weidmannischen Handlung, Leipzig 1757, Seite 17. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geistliche_Oden_und_Lieder-Gellert.djvu/41&oldid=- (Version vom 1.8.2018)