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Seite:Gemäldegalerie Alte Meister (Dresden) Galeriewerk Lücke.djvu/12

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Die Geschichte der Galerie




Die Kunstkammer, die Kurfürst August 1560 im dresdner Residenzschloss gründete, enthielt in ihrer Bildersammlung die bescheidenen Anfänge der dresdner Galerie. Lange Zeit besass diese „Bilderei“, mit der nach damaliger Sitte eine Sammlung von „Kuriositäten“ und allerhand Kostbarkeiten verbunden war, ausser einer Anzahl von Werken der beiden Kranachs wenig von Bedeutung. Beträchtlichen Zuwachs erhielt sie erst in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts, als am kursächsischen Hofe nach der Schreckenszeit des dreissigjährigen Kriegs die Kunst wieder anfing, eine bedeutendere Rolle zu spielen, unter der Regierung des prachtliebenden Johann Georg II und seiner beiden Nachfolger (1656–1694). Die Gemälde, die in dieser Zeit für die Kunstkammer und zur Ausschmückung der fürstlichen Schlösser angekauft wurden, waren meist Werke der seit dem Anfang des 17. Jahrhunderts so mächtig aufgeblühten niederländischen Malerei. Ihre Hauptmeister, Rubens, Rembrandt, Ruisdael, waren unter diesen Bildern noch nicht vertreten, doch ward eine Anzahl wertvoller Gemälde von Jan Brueghel d. j., Teniers d. j., Gerard Dou, Frans Mieris, Philips Wouverman und anderen Meistern der niederländischen Genrekunst schon damals erworben.[1] Auch ein wichtiges Werk der deutschen Malerei kam um diese Zeit in die Kunstkammer, das Altargemälde Dürers, das sich bis dahin in der Wittenberger Schlosskirche befunden hatte. Die wenigen italienischen Bilder, die das Kabinet gegen Ende des 17. Jahrhunderts besass, waren von untergeordneter Bedeutung; die Mehrzahl bestand aus schwachen Kopien, die später aus der Sammlung ausgeschieden wurden.

Die Hauptepoche in der Geschichte der Sammlung, die Zeit, in der die Galerie in ihrer jetzigen Bedeutung erst geschaffen wurde, war die erste Hälfte des 18. Jahrhunderts, die Regierungszeit jener


  1. Manche vielleicht etwas später, nach dem Regierungsantritt Augusts des Starken. S. Wörmanns Katalog der Dresdner Galerie. 2. Auflage. S. 3.
Empfohlene Zitierweise:
Hermann Lücke: Die Königliche Gemäldegalerie zu Dresden. Franz Hanfstaengl, München 1894, Seite 1. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gem%C3%A4ldegalerie_Alte_Meister_(Dresden)_Galeriewerk_L%C3%BCcke.djvu/12&oldid=- (Version vom 27.12.2024)