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Seite:Gemäldegalerie Alte Meister (Dresden) Galeriewerk Lücke.djvu/15

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Gottfried Riedel. Mit dem Ankauf der Wallensteinschen Sammlung in Dux und einer beträchtlichen Zahl von Gemälden der kaiserlichen Galerie in Prag kamen unter anderen die beiden Bildnisse von Frans Hals, der köstliche Vermeer van Delft, Rubens’ prachtvolle Eberjagd, die Van Dyckschen Bildnisse Karls I von England (Kopie von Lely) und seiner Gemahlin Henriette in den Besitz des sächsischen Hofes. Unter der grossen Zahl niederländischer Bilder, die in Paris erworben wurden, befanden sich von Rubensschen Werken die Löwenjagd, Merkur und Argus, die Söhne des Meisters (aus der Sammlung Dubreuil), der Liebesgarten (aus dem Nachlass des Prinzen Carignan), von Van Dyck die Kinder Karls I, von Rembrandt zwei seiner berühmtesten Bilder, sein Selbstporträt mit der Saskia und die Saskia mit der roten Blume, dazu viele der vorzüglichsten niederländischen Genrebilder.

Schon 1744 war der Gemäldeschatz so gewachsen, dass die Galerie-Räume nicht mehr zureichten. Durch einen völligen Umbau der oberen Teile des Stallgebäudes wurden in den zwei folgenden Jahren grössere und würdigere Räume geschaffen, in denen die Sammlung bis über die Mitte des 19. Jahrhunderts blieb. Goethe erzählt in „ Wahrheit und Dichtung“ in der Schilderung seines ersten Aufenthaltes in Dresden, welchen feierlichen Eindruck diese Bildersäle auf ihn machten.

Nach den Stürmen des siebenjährigen Krieges, die ganz Sachsen verwüsteten und den bisherigen Glanz des dresdner Kunstlebens völlig auslöschten, kamen für das schwer heimgesuchte Land zwar ziemlich bald, unter der Regierung Friedrich Augusts des Gerechten, bessere Zeiten; zur Hebung der Künste waren sie jedoch wenig angethan, die Pflege künstlerischer Interessen blieb im ganzen gering. Nach Heineckens Tode (1763) wurde Christian Ludwig Hagedorn, einer der trefflichsten Männer jener Zeit, der Verfasser der damals vielgepriesenen „Betrachtungen über die Malerei“, zum Direktor aller sächsischen Kunstanstalten ernannt. In dieser Stellung war er in mannigfacher Weise verdienstlich thätig; auf eine Weiterentwicklung der Galerie hinzuwirken, war er nicht in der Lage.

Dann, nach den noch härteren Schicksalen, die in der napoleonischen Zeit über Sachsen hereinbrachen, vergingen Jahrzehnte, bis es wieder aufzuleben begann. Erst in den dreissiger Jahren unseres Jahrhunderts, unter der Regierung König Friedrich Augusts II, hob eine neue Blütezeit an. Auf künstlerischem Gebiet bezeichnen die Namen Gottfried Sempers, Ernst Rietschels und Hähnels, Ludwig Richters, Julius Schnorrs und Bendemanns die Epoche des neuen Aufschwungs. Auch für die Galerie nahm jetzt unter der Leitung Schnorrs – er wurde 1846 zu ihrem Direktor berufen – eine neue Entwicklungsperiode ihren Anfang. Vorbereitet war sie besonders durch wichtige Neuerungen in der Verwaltung der Sammlung, die hauptsächlich das Verdienst des hochsinnigen Ministers Bernhard von Lindenau waren. Bald nach dem Amtsantritt Schnorrs begann nach Sempers Plänen der Bau des vornehmen, seiner Bestimmung so glänzend entsprechenden Museums, in das die Sammlung 1855 übersiedelte. Bereicherungen von Bedeutung hatte sie seit dem Anfang des siebenjährigen Krieges nicht mehr erfahren. Erst von jetzt an kam es wieder zu wertvollen Erwerbungen. Gleich in den ersten Jahren dieser neuen Epoche wurde ein vorzügliches Gemälde Murillos, der hl. Rodriguez, und Zurbarans hl. Bonaventura aus dem Nachlasse Louis Philippes von Frankreich erworben, späterhin ein Meisterwerk Dürers, der Gekreuzigte, dann eine Reihe charakteristischer und bedeutender Gemälde der italienischen Frührenaissance (Werke von Piero di Cosimo, Lorenzo di Credi, Antonello da Messina, Mantegna)

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Hermann Lücke: Die Königliche Gemäldegalerie zu Dresden. Franz Hanfstaengl, München 1894, Seite 4. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gem%C3%A4ldegalerie_Alte_Meister_(Dresden)_Galeriewerk_L%C3%BCcke.djvu/15&oldid=- (Version vom 26.12.2024)