Seite:Geographisches Lexikon von Franken Band 5 182.jpg

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lateinische Schulhaus. Herrschaftlich sind: das Kastenhaus, der Getreidekasten, den der Eichstättische Bischoff Friedrich (er regierte von 1383 bis 1415) bauen ließ, das Rathhaus nebst dem Thor- und Amtsknechtshause, dann dem Thurme, worauf der Thürmer wohnt. Die Stadt selbst hat nebst einem Häuschen beym untern Thore ein Hirten- Armen- und Schießhaus.

Die übrigen etwa 200 Gebäude gehören den Unterthanen, welche theils von städtischen Gewerben, theils und vorzüglich vom Hopfenbau leben, der dieses Städtchen so berühmt als wohlhabend macht. Vor Einführung des Hopfenbaues allda war Spalt ein ziemlich nahrungsloser Ort; ausser allem Handel, in einem Winkel von Bergen auf sandigem und undankbarem Boden gelegen, spielte es eine unbedeutende Rolle, bis endlich ein Böhme als kaiserlicher Preziste in das dortige Kollegiatstift kam, sich der Armuth der Einwohner erbarmte, und, weil die Lage um Spalt jener seines Geburtsorts, wo der Hopfen gut gedieh, ziemlich glich, auf den Gedanken fiel, wenigstens einen Versuch allda mit diesem Gewächse und sich so um dieses Örtchen verdient zu machen. Er ließ nun die Fexer aus Böhmen kommen, legte den ersten Hopfengarten an, unterrichtete die darüber erstaunte und frischauflebende Spalter in dieser Bauart und hatte bald das große, reine Vergnügen, ein ganzes Städtchen aus der Armuth gehoben und demselben eine reiche Quelle des Wohlstandes geöffnet zu haben. Nun [360] sind alle Berge und Thäler um Spalt mit Hopfen besetzt. Die Hopfenlese, welche im Herbste viele fremde Arbeiter dahin zieht, ist eine Art von Volksfest, wobey es sehr munter und lebhaft zugeht, und es werden allda im jährlichen Durchschnitte[1] über 1500 Zentner gebaut, welche nach einem zwölfjährigen Durchschnitte, ein Jahr in das andere gerechnet, etlich und 70000 Gulden abwerfen, so daß jetzt dieses Städtchen, welches ehedem an Erwerb fast das letzte war, weit über allen andern steht.

Das doppelte Kollegiatstift allda, wovon besonders gehandelt wird, giebt diesem Orte mehr Ansehen, Verdienst und Nahrung. Spalt ist der Sitz des Kastenamtes gleiches Nahmens, welches einen eigenen Gerichtschreiber hat, der auch zugleich Zoller ist. Auch wohnt der Stiftsamtmann und fürstliche Steuerbeamte allda. Endlich ein Stadt- und Landphysiker, dermal Dr. Herkules, der ein Mitglied der gelehrten Akademie zu Paris ist und sich durch seinen antihektischen Lungenzucker von eigener Erfindung sowohl im Inn- als Auslande, selbst in Italien, Frankreich und England rühmlich bekannt gemacht hat.

Spalt hat seinen Stadtrath und ein eigenes Sigill, welches ein Stift und einen auf der rechten Seite einzeln dastehenden Baum vorstellt, gleichsam zum Zeichen, daß Spalt durch das Stift so schnell und hoch, wie


  1. S. Barths Aufsatz im fränkischen Merkur erstem Jahrgange, S. 217.
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: Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Franken. Stettinische Buchhandlung, Ulm 1802, Seite Band 5, Spalten 359-360. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geographisches_Lexikon_von_Franken_Band_5_182.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)