Seite:Geographisches Lexikon von Franken Band 5 184.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal korrekturgelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.

wurde, welchen Nahmen er auch bis an sein Ende beybehielt. Da schloß er mit dem Augustinermönch, Martin Luther, enge Freundschaft, der ihm nebst dem Hieronymus, Ambrosius und Augustinus vorzüglich die Werke des Erasmus empfahl. Nachdem er Magister der Theologie in Wittenberg geworden, kehrte er wieder nach Erfurt zurück, wurde Priester, 1507 Pfarrer zu Hohenkirchen in Thüringen und über die jungen Mönche im nahen Georgenthal gesetzt. Von dort aus kam er auf Empfehlung Wilibald Pirkheimers 1508 als Professor der Dichtkunst nach Nürnberg, das Jahr darauf aber als Hofmeister des nachmaligen Churfürsten Johann Friedrichs von Sachsen an den Sächsischen Hof und übernahm 1512 die nämliche Stelle bey den 2 Lüneburgischen Prinzen, Otto und Ernst, welche zu gleicher Zeit mit jenem zu Wittenberg studirten. Zur Dankbarkeit machte ihn Churfürst Friedrich darauf zu seinem Bibliothekar, Sekretär, Rath und Hofprediger, 1515 aber zum Probst in der Kollegiate zu Altenburg, wo er seines Ansehens und Einflusses wegen von Pabst Leo X angegangen wurde, daß er zur Unterdrückung der erst aufkeimenden Lehre Luthers sich bey Hofe verwenden möchte. Churfürst Friedrich nahm ihn 1518 mit auf den Reichstag nach Augsburg und ihm zu Lieb den Umweg über Spalt, um seines Lieblings Vaterstadt und Geburtshaus zu sehen, worauf noch die Sächsischen Wappen sind. Spalatinus begleitete seinen Churfürsten zur Wahl Kaiser Karls V nach Frankfurt und [364] das Jahr darauf nach Achen. Er kam nach Kölln, Worms und Nürnberg zu den Religionskonventen, war allzeit auf Luthers Seite, unterstützte dessen Lehre beym Churfürsten und verbreitete sie allenthalben. Im Jahre 1525 starb Churfürst Friedrich und vermachte seinem Spalatinus eine jährliche Pension von 160 fl., der sich nun auch in die Ruhe begeben wollte, aber auf Luthers Zuspruch nebst der Probstey in Altenburg die Stelle eines Superintendenten über Sachsen und Vogtland über- und der erste aus allen Kanonikern ein Weib in der Person der Katharina Streubel nahm. Er lud seine Freunde zu sich und zu Luthers Lehre ein, welche ihm auch alle, bis auf seine verwitibte alte Mutter, folgten. Churfürst Johann Friedrich setzte ein solches Zutrauen in ihn, daß er ihn 1528 zum Generalvisitator in Meissen und im Vogtlande machte, auch 1530 nach Augsburg mitnahm, wo er ein Zeuge der von Melanchthon zusammen geschriebenen Augsburgischen Konfession war. Das Jahr darauf führte er des Churfürsten erstgebohrnen Sohn nach Kölln zur römischen Königswahl, gieng sodann auf Schweinfurt, Nürnberg, Wittenberg und andere Orte, wo von Religions- und Staatssachen gehandelt wurde, und unterschrieb die Konkordienformel zwischen den Lutheranern und Zwinglianern. In Schweinfurt erhielt er die Erlaubnis, zu predigen, und bewog das Volk, den Kelch zu begehren. Endlich hieß er in der berühmten Zusammenkunft zu Schmalkalden 1537 die Artikel desselben und die simbolischen Bücher gut. Indessen

Empfohlene Zitierweise:
: Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Franken. Stettinische Buchhandlung, Ulm 1802, Seite Band 5, Spalten 363-364. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geographisches_Lexikon_von_Franken_Band_5_184.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)