Seite:Geographisches Lexikon von Franken Band 5 185.jpg

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starb seine Mutter. Ihr Tod lockte ihn und seine Geschwistere aus Sachsen auf längere Zeit nach Spalt. Er speisete dort die Kanoniker, den Stadtrath und seine Anverwandten aus, sprach letztern zu, bey der Religion ihrer Väter und in ihrer Vaterstadt zurück zu bleiben, kaufte seinen Geschwistern ein Haus allda, stiftete einen Jahrtag und nahm mit der Versicherung Abschied, daß er aus Sachsen seiner Vaterstadt etwas zum Andenken schicken werde. Dieses bestund in einer Statüe Mariens, die einst in der Hofkirche zu Wittenberg öffentlich verehrt und mit Reliquien angefüllt war, wofür er nichts als Stillschweigen darüber bis nach seinem Tode forderte. Sie steht nun in der Pfarrkirche auf dem h. Kreutzaltar und oberhalb der Sakristeythür stellt eine gemalte Tafel den Solennitätsakt vor. Er starb am 16 Januar 1545 zu Altenburg im 63 Jahre seines Alters. Sein Leben und seine Schriften beschreibt umständlicher Strauß im gelehrten Eichstätt S. 51-58.

Im Jahre 1536 am 16 Februar war der berühmte Wolfgang Agrikola allda gebohren. Sein Vater, Hans Bäuerlein, Stadtmüller allda, erzeugte ihn nebst noch 8 andern Kindern. Bald hätte er in den ersten 8 Tagen durch einen Fall vom Tische sein Leben eingebüßt, während seine Mutter der Huldigung, welche der Eichstättische Bischoff, Christoph von Pappenheim, allda einnahm, zusah. Er studirte in Weissenburg und in Windsbach, darauf bey dem Pfarrer Zeller in Spalt, von da kam er 1549 nach Eichstätt, [366] wo er Kapellknabe wurde und 1552 nach Amberg, von dort aber nach Wien, wo er von Matthias von Taxis, Obristpostmeister des Kaiser Ferdinands, als Hofmeister seiner 3 Söhne aufgestellt wurde. 1556 kam er nach Ingolstadt, die Philosophie zu studiren, und zwar in das Haus des Paulus Aemilius, eines gebohrnen Juden und berühmten Professors der orientalischen Sprachen, gegen wöchentlich 30 kr. Kostgeld. Als sein Vater bey der großen Kinderlast dieses nicht mehr erschwingen konnte, bat Agrikola bey dem Eichstättischen Bischoff, Eberhard von Hirnheim, um ein Stipendium, damit er die Arzney studiren könne, obwohl er schon die Minores in Wien genommen hatte, änderte aber wegen Mangel an Priestern seinen Entschluß, wurde 1557 Priester und Kaplan in Spalt, 3 Jahre darnach aber Stadtpfarrer allda, wo er über 30 Malefikanten zum Tode begleitet und 1562 in einem Tage 27 Menschen, die meistens auf dem Lande an der Pest darnieder lagen, das letzte Abendmahl gereicht hat. Er ließ sich auch in Staatssachen brauchen. Bischoff Martin von Schaumberg schickte ihn wiederholter an die Herzoge von Bayern nach München, die mit ihm korrespondirten, ihn öfters zu sich luden und ansehnlich beschenkten. Johann Georg von Zobel, Bischoff zu Bamberg, trug ihm öfters die Stelle eines Generalvikars an, die er sich aber immer verbat. Selbst der römische Kaiser Karl V belohnte dessen Verdienste durch freywillige Verleihung der Wappen, welche im rothen Felde einen

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: Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Franken. Stettinische Buchhandlung, Ulm 1802, Seite Band 5, Spalten 365-366. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geographisches_Lexikon_von_Franken_Band_5_185.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)