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(stilus). Der allbarmherzige Gott, welcher das Herz ansieht, wolle dieses geringe Opfer gnädig ansehen. Die Leser bitte ich, unrichtig Gesprochenes zu verbessern. Der den Mund der Stummen öffnet und die Zungen der Kinder beredt macht, mache, daß die Vorschriften (beneplacita) meines Mundes willig befolgt werden. Wenn die so vielfach beschäftigten und angefochtenen heiligen Lehrer, die Regierer der Kirche Gottes, geschrieben und ihre Lehre der Nachwelt überliefert haben, wie viel mehr können wir in unserem Stillleben schreiben. Und damit dieses Werk um so williger aufgenommen werde, so mögen die Leser wissen, daß wir nichts Neues machen (cadimus), nichts, was wir nicht durch Autoritäten der Heiligen beweisen. Von dem Advent des Herrn werden wir weitläuftiger handeln, um die Säumigen anzuregen, um sie zu erinnern, den kommenden Gott in die Herberge des Herzens ehrfurchtsvoll aufzunehmen, damit sie nicht mit verlöschten (neglectis) Lampen an die Thür kommen und anklopfen, aber mit den thörichten Jungfrauen ausgeschlossen werden. Wir lösen das Tau des Schiffes vom Ufer und schiffen in das große und weite Meer der heiligen Schrift. Unser Segel überlassen wir zur Führung dem Winde des heiligen Geistes. Wo wir aussteigen werden (emersuri), wissen wir nicht. Gott weiß es.“

Im 57. Sermon (pars hiemalis) über den Text Matth. 8, 23 sagt der Redner: „Jesus trat in das Schifflein. Unter dem Schifflein verstehen wir das Leben eines Klösterlings, hominis religiosi. Seine Seele schläft, sie erwacht jedoch, wenn sich die Versuchung regt. Aber bei dem Erscheinen des Herrn schweigt die Versuchung. Der Untergang des materiellen Schiffes wird durch materielle Ursachen herbeigeführt, der Untergang des spirituellen Schiffes durch spirituelle Ursachen. Jenes ist gefährdet, wenn es ungleichmäßig, auf einer Seite mehr als auf der andern, beladen wird. Ebenso das spirituelle Schiff, wenn der Klösterling nicht strebt, seine drei Gelübde: Keuschheit, Armuth und Gehorsam, gleichmäßig zu halten. Allein Viele halten zwar streng das Eine, aber nicht das Andere, gegen Jak. 2, 10: „So Jemand das ganze Gesetz hält, und sündiget an Einem, der ist

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Georg Muck: Geschichte von Kloster Heilsbronn (Band 1). C. H. Beck’sche Buchhandlung, Nördlingen 1879, Seite 108. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Georg_Muck_-_Geschichte_von_Kloster_Heilsbronn_(Band_1).pdf/124&oldid=- (Version vom 1.8.2018)