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Inhalts: „Schon in seinem fünfzehnten Lebensjahre verachtete Rapoto die Welt. Er erhielt in Bamberg eine Präbende, verließ diese jedoch in seinem 25. Jahre heimlich und ging nach Ebrach. Seine Eltern nahmen ihn von dort weg und brachten ihn, wie in’s Exil, nach Slavonien zu Verwandten. Dort widerstand er den stärksten Verlockungen zur Sünde. Von dort entwich er und kehrte nach Ebrach zurück, wo er fand, was er suchte, die Weihe empfing, als Abt noch Heilsbronn ging, wo er durch Tugenden sich auszeichnete, die Zahl der Mönche und das Klostergut mehrte, während einer Hungersnoth 1400 Arme drei Monate lang mit einem kleinen Vorrath Mehl überreichlich speiste und, als die Ernte kam, Jedem eine Sichel gab und Alle segnend entließ. Solches und noch viel Anderes that der Herr durch ihn.“ Einem Codex aus der ersten Klosterzeit (Diversorum patrum sententiae) schrieb unser Abt selbst die (oben Seite 24 bereits angeführten) Worte bei: „Et ego Rapoto abbas cum consensu fratrum hunc librum mecum tuli tempore peregrinationis meae,“ unterließ aber beizuschreiben, wohin und warum er reiste. (Dieser Codex kam von Heilsbronn nach Erlangen, wurde aber, laut Irmischers Handschriftenkatalog, entwendet.) In späterer Zeit schrieb ein Mönch: „Als der Abt Rapoto sich in seinem eigenen Kloster nicht mehr sicher sah und seine Mönche ihn zu fliehen zwangen, ergriff er wiederholt die Flucht.“ Laut der vorhin mitgetheilten Notiz war Rapoto der erste, dritte und sechste Abt des Klosters. Um das in dieser Angabe enthaltene Räthsel zu lösen, stellte man den Sachverhalt dar, wie folgt: „Während Rapotos ersten Exils regierte an seiner Statt der zweite Abt Nikolaus, bis er selbst wieder die Regierung übernahm. Während seines abermaligen Exils regierten die Äbte 3, 4, 5: Konrad, Arnold, Albert, worauf er selbst wieder als Abt eintrat.“ Gegen diese Darstellung zeugen die Urkunden; denn diese bezeichnen als regierende Äbte von 1157 an lediglich die vier genannten Nikolaus, Konrad, Arnold und Albert, nicht den Abt Rapoto. Dieser wird nach 1157 in keiner Urkunde mehr genannt, zuverlässig, weil er in diesem Jahr bereits todt oder quieszirt war.

Empfohlene Zitierweise:
Georg Muck: Geschichte von Kloster Heilsbronn (Band 1). C. H. Beck’sche Buchhandlung, Nördlingen 1879, Seite 43. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Georg_Muck_-_Geschichte_von_Kloster_Heilsbronn_(Band_1).pdf/59&oldid=- (Version vom 1.8.2018)