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aber sahen und schleunigst in die Häuser flüchteten. Es entstand daraufhin ein Auflauf im Dorf. Rasch suchte der Wolf noch einen Hahn zu erhaschen; dieser flog aber über einen alten, mit Reisig bedeckten Brunnen hinweg. Der Wolf sprang ihm nach, stürzte aber dabei in den Brunnen hinein. Eilends liefen die Leute herzu, warfen schwere Steine auf ihn und schlugen ihn mit Prügeln tot. Er wurde nach Ansbach geschafft, wo man ihm die Haut abzog und diese als Andenken aufbewahrte (jetzt in den Sammlungen des Historischen Vereins zu Ansbach). Der Leib des Wolfes wurde mit männlichen Kleidern angetan, mit einer Gesichtsmaske, mit Kopfperücke und Bart versehen und so bei der Windmühle an einem Galgen aufgehenkt. Es hatte sich nämlich die Sage gebildet, daß dieser Wolf ein „Menschenwo1f“ sei, daß in ihm ein Mensch stecke, nämlich der im Jahr zuvor verstorbene, allgemein verhaßte Bürgermeister von Ansbach, der nun zur Strafe für seine Härte und Treulosigkeit als Wolf habe umgehen müssen. Darum suchte man ihn für immer unschädlich zu machen. Lange mußten sich deswegen die Ansbacher den Spottnamen „Wolfshenker“ gefallen lassen.


10. Die Aufbau-Hilfe durch die österreichischen Einwanderer

 Daß sich das so furchtbar daniederliegende Land in verhältnismäßig kurzer Zeit wieder erholen konnte, daß schon nach wenigen Jahrzehnten wieder ein normaler Bevölkerungsstand erreicht wurde, das ist neben der Fürsorge der regierenden Kreise und neben der Tatkraft des fränkischen Volkes vor allem dem reichen Zustrom von Menschen zu danken, der schon gegen Ende des Krieges, vor allem aber unmittelbar nach demselben einsetzte. Der Menschenstrom kam aus Oberösterreich, zu einem geringen Teile auch aus Böhmen, Niederösterreich, Salzburg und anderen Ländern der österreichischen Ostmark. Hiervon muß ausführlicher geredet werden, zumal hierüber noch allzuwenig bekannt ist.


a) Die Glaubensnot und Auswanderung der Österreicher

 Kaiser Ferdinand II. hatte nach dem böhmischen Feldzug (1618 bis 1623) sein Land Oberösterreich an den Kurfürsten Maximilian von Bayern verpfänden müssen, weil er die Kriegskosten nicht bezahlen konnte, die der Kurfürst aufgewendet hatte, als er dem Kaiser mit seinem Heere gegen die Böhmen zu Hilfe kam. Bayerische Truppen