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und Schwaben, weitaus die Mehrzahl aber hierher in unser Frankenland. Und hier fanden sie Raum genug zur Niederlassung, nachdem das Land durch den Krieg so grausam verödet worden war. Hier waren sie auch für den Aufbau des Landes hochwillkommen.

 Wenn man die Kirchenbücher aus jener Zeit durchsieht, so stößt man immer wieder auf den Eintrag: „Aus dem Ländlein ob der Enns“, das ist aus Oberösterreich, das durch den Fluß Enns von Niederösterreich abgegrenzt wird. Oft heißt es nur kurz „aus dem Ländlein“ oder aus dem „Landl“, ein „Ländler“, oder „aus Österreich“ oder ähnlich. Oft ist auch die Pfarrei angegeben, in der sie vordem wohnten. Man hat ausgerechnet, daß einige Zeit nach dem Kriege etwa die Hälfte der Bevölkerung auf dem Lande aus Österreichern bestand. Und es waren gewiß nicht die schlechtesten Leute, die da zu uns kamen. Wer um seines Glaubens willen ein solches Opfer bringt, der hat gewiß einen guten Kern und gehört zu den Besten seines Volkes. Ein Kirchenhistoriker sagt mit Recht: „Um des Glaubens willen verlassen die Heimat nicht die Lumpen, sondern die Charaktere.“

 Die Zuwanderung aus Österreich hat sich längere Zeit fortgesetzt. So hören wir noch 1672 von einem Matthes Hemmeter aus Österreich, der sich in Wallersdorf mit Susanna Mayr verheiratete. Auch aus anderen katholischen Ländern kamen gelegentlich Leute. Im Jahre 1650 hören wir von einem Johann Fischer aus Cham in der Oberpfalz, der in Sachsen sich niedergelassen hatte. 1651 kam ein Martin Beißer aus Neuburg an der Donau nach Rutzendorf. 1658 taucht ein Mann, namens Zischga, in Alberndorf auf; sein böhmischer Name läßt auf die Herkunft aus Böhmen schließen.


b) Die Namen der Österreicher

 Man wird fragen: Welches sind nun die Namen der Österreicher, die so nach dem Dreißigjährigen Kriege das Blut und die Volkskraft unseres Frankenlandes wieder aufgefrischt haben?

 Eine genaue Antwort können nur die Kirchenbücher geben und die aus ihren Einträgen hergestellten Stammbäume der einzelnen Familien. Wer aber aus dem Frankenlande stammt und geht allen seinen Vorfahren nach bis zurück zum Dreißigjährigen Kriege, der wird immer eine größere Zahl von Namen finden, bei denen es heißt „aus dem Ländlein ob der Enns“ oder ähnlich. Ist es nicht der Name des Vaters, der da als österreichisch auftaucht[WS 1], so ist es vielleicht der Name der Mutter oder einer der beiden Großmütter, der vier Urgroßmütter usw. Je weiter zurück, um so mehr häufen sich ja die Familien, aus denen uns das Blut zugeflossen ist. Gar mancher hat auf

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: auftauscht