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Organisation“ und der darin liegenden Pflicht zur Erhaltung des Klosters zusammenhängen.

 Wie notwendig diese Pflicht war, zeigt die Tatsache, daß das Kloster später doch noch einging. Warum das geschah, wissen wir nicht. Vielleicht war der Mangel an Einkünften daran schuld, es können aber auch politische Ereignisse im Hintergrund gelegen haben. Auch über das Wann befinden wir uns im unklaren. Es kann, wie Bayer[1] mit Recht sagt, noch im 9. Jahrhundert geschehen sein, kann sich aber auch noch in das 10. Jahrhundert (vor 911) hinübergezogen haben. Einige Mönche blieben dabei jedenfalls noch im Kloster seßhaft, schon um das vorhandene Klostergut unter Aufsicht des Würzburger Bischofs zu verwalten. Die Bischöfe nahmen sich um das Kloster sehr an. Von Bischof Dioto († 931) wissen wir, daß er sich von König Konrad I. im Jahre 911 für den „heiligen Gundbertus, den Bekenner Christi“, den Ort Viereth nebst verschiedenen Slavenniederlassungen im Volkfeldgau schenken ließ und von dort eine Anzahl Wenden nach Ansbach überführte und sie in der Umgegend ansiedelte, was sicher wesentlich zur Erhöhung der Klostereinkünfte beitrug. Man wird auch kaum fehlgreifen, wenn man annimmt, daß um diese Zeit die Kolonisationsarbeit auf dem Klosterbesitz energischer vorgetrieben wurde, so daß man die Entstehung von Orten wie Hirschbronn, Strüth, Petersaurach dieser Periode zuzuweisen berechtigt ist. Dank solcher Fürsorge der Bischöfe konnte nach Ablauf einer gewissen Zeit im Kloster ein Chorherrenstift eingerichtet werden. Wann das vor sich ging, schwebt ebenfalls im Dunkeln. Um 1040 wird es zum erstenmal erwähnt, dürfte aber schon einige oder auch mehrere Jahre zuvor ins Leben getreten sein.

 Die alte Klosterkirche war der Jungfrau Maria gewidmet. Erst 1165 wurde die neuerbaute romanische Kreuzkirche zu Ehren des hl. Gumbert eingeweiht. Von einer sehr alten Martinskirche oder Kapelle, auf die sich Weigel bezieht[2], ist nichts bekannt; eine solche erscheint erst 1288 als Einbau in die Stiftskirche. Auch von anderen Gotteshäusern in oder bei Ansbach ist aus jener Zeit nichts bekannt.


2. Die Pfarrkirche in Sachsen

 Im Hinblick auf den Bau der 14 Slavenkirchen in Oberfranken sagt Hauck[3]: Es entsprach dem Sinne Karls des Großen, „daß er sofort Hand anlegte, um das Land kirchlich zu organisieren“. Diesem praktischen Sinne des Frankenkönigs dürfte auch die Kirche und Pfarrei in Sachsen bei Ansbach ihre Entstehung verdanken. Die immer wiederkehrenden Aufstände des Sachsenvolkes veranlaßten ihn, zum erstenmal im Jahre 795, eine größere Zahl von Familien von dort wegzuführen und sie anderswo in seinem großen Reiche anzusiedeln[4]. Im genannten Jahre nahm er aus einer bestimmten Landschaft jeden „dritten Mann“ hinweg, im ganzen 7070.


  1. Bayer 37.
  2. Weigel 16, 23.
  3. Hauck II, 354.
  4. Rusam 5.