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kommt aber zuletzt doch darauf hinaus: „Ein fränkisches Krongut Ansbach erscheint mir gesichert, damit auch die entsprechende Fiskalpfaerrei“. Es wurde schon bei der Siedlungsgeschichte des näheren ausgeführt, warum von einem Königshof keine Rede sein kann; ebenso bei der Patroziniumskunde, daß weder der Kirchenheilige St. Johannes noch der erst 1288 bezeugte St. Martin für eine so frühe Entstehung der Pfarrkirche beweiskräftig sein kann. Dagegen hat Dr. Bayer eingehend nachgewiesen, daß und warum die Errichtung einer selbständigen Pfarrei in Ansbach wesentlich später anzusetzen sei[1]. Seinen Ausführungen glaube ich meinerseits vollinhaltlich beistimmen zu sollen.

 Wir müssen auch hier wieder auf die Siedlungsgeschichte zurückgreifen und den Finger darauf legen, daß die Urbarmachung unserer Gegend nur sehr langsam fortschritt, nachdem sie überhaupt schon sehr spät in Angriff genommen worden war. Zur Zeit der Klostergründung können, wie gesagt, nur ganz wenig Höfe im Rezatgebiet vorhanden gewesen sein, und die Aufgabe des Klosters war es gerade, nicht nur diese wenigen Siedler geistlich zu versorgen, sondern vor allem auch, die kulturelle Aufschließung des Landes in die Hand zu nehmen. Diesem doppelten Zweck konnte das Kloster mit seiner Kirche auf längere Zeit hinaus vollauf genügen, auch wenn es nur eine kleine Zahl von Insassen zählte. Die Sache wurde erst brennend, als der Rezatgrund talabwärts stärker besiedelt und dort die kirchliche Versorgung dringender wurde. Diesem Notstand schaffte die Gründung der Pfarrei Sachsen Abhilfe. Diese Pfarrei konnte nun ihrerseits wieder auf längere Zeit den kirchlichen Bedürfnissen der Bevölkerung genügen, auch als die Anlage von Höfen nord- und südwärts weiter voranschritt. Der langsame Ausbau der Niederlassungen erforderte keine raschere Vermehrung der Seelsorgerstellen. In Sachsen werden sich auch sicher Hilfsgeistliche neben dem Parochus befunden haben, wie sie für die spätere Zeit urkundlich bezeugt sind.

 In Ansbach erschien die Errichtung einer eigenen Pfarrei bis zum Ende des 9. Jahrhunderts nicht vordringlich, weil der große Wald um das Kloster her bis dahin nicht gerodet war und zum Teil bis heute nicht gerodet ist. Erst als hinter der Feuchtlach und auch nach Norden zu die Kolonisation langsam einsetzte, als das Kloster um diese Zeit einging und kirchlich nicht mehr in vollem Umfang tätig sein konnte (vor oder kurz nach 900), da stellte sich die Notwendigkeit heraus, nun auch in Ansbach einen festen kirchlichen Mittelpunkt zu schaffen. Den unmittelbaren Anlaß mag die Ansiedlung der zahlreichen Wenden um Ansbach gegeben haben. Nimmt man dazu die Tatsache, daß um diese Zeit ein so energischer Bischof wie Dioto (nach 908 bis 931) in Würzburg lebte, so versteht man, daß nun auch in Ansbach selbst eine Pfarrei erstand. Der Mann, der die große königliche Schenkung von 911 für das Kloster durchsetzte, wird am besten Mittel und Wege gefunden haben, um Ansbach zu einer Pfarrkirche zu verhelfen und die nunmehr dringend gewordene kirchliche Versorgung von Ansbach (bürgerliche Niederlassung) und seiner weiteren Umgebung,


  1. Bayer 38 ff.